Aus der Not eine Tugend machen

Präsenzveranstaltungen im Online-Format

Die Corona-Pandemie im 50. Jahr des Bestehens von Theologie im Fernkurs hat viele der komplexen, lange Jahre erprobten organisatorischen Abläufe durcheinandergebracht. Eingespielte Verfahren mussten von heute auf morgen umgestellt werden. Der Lockdown im Frühjahr 2020, dessen Dauer nicht absehbar war, hatte die kurzfristige Absage von Präsenzveranstaltungen und Prüfungsterminen im März und April zur Folge. Da Theologie im Fernkurs bereits seit einigen Jahren Erfahrungen im Umgang mit einem Online-Seminartool hatte, konnte zumindest die Durchführung zunächst der mündlichen Prüfungen im Grundkurs und Aufbaukurs Theologie, dann auch mit einem Ersatzformat die Ermöglichung der schriftlichen Klausur im Aufbaukurs Theologie sichergestellt werden, sofern die Prüfungskandidaten und -kandidatinnen dem Online-Verfahren zustimmten. Gerade für Teilnehmende aus dem Ausland war dies die einzige Möglichkeit angesichts der Reisebeschränkungen, den jeweiligen Kurs abzuschließen.

Der Ausfall der Präsenzveranstaltungen im Frühjahr 2020, deren Teilnahme ja verpflichtender Bestandteil der Kurse ist, führte zu einem massiven Rückstau. Daher war es erforderlich, für die geplanten Präsenzveranstaltungen im Mai auf die Online-Variante umzustellen. Im Kurs Basiswissen Theologie gibt es seit einigen Jahren ein Angebot von begleitenden Online-Studienveranstaltungen. Hierfür haben die Studienleiterinnen und Studienleiter auch eine entsprechende Fortbildung als Live-Online-Trainer absolviert. Auch auf die Erfahrungen der Online-Begleitzirkel konnte zurückgegriffen werden. Das Design dieser Formate beinhaltet in der Regel 90-minütige Einheiten. Nun galt es im Mai, zwei Studienwochenenden, die für Hamburg und Rottenburg-Stuttgart vorgesehen waren, und gar eine ganze Aufbaukursstudienwoche, die in Münster stattfinden sollte, zu organisieren und online umzusetzen. Von unschätzbarem Vorteil erwies sich hier die 2019 endgültig vom Verband der Diözesen Deutschland finanzierte E-Learning-Stelle. Die notwendige technische Unterstützung verlangte im Hintergrund diese zusätzliche personelle Kapazität; ohne diese Stelle wären die digitalen Veranstaltungen bei Theologie im Fernkurs nicht so schnell und reibungslos realisierbar gewesen wären. Auch die externen Referentinnen und Referenten haben sich auf das Seminartool Adobe Connect weitgehend eingelassen, wenngleich diese in ihren akademischen Einrichtungen oft andere Tools benutzten. Die Möglichkeiten von Adobe Connect wie Whiteboard und Gruppenarbeit sowie die weitgehende Systemstabilität haben zumindest eine ansatzweise Vergleichbarkeit zu den üblichen Präsenzveranstaltungen gewährleistet.

Trotz der Lockerungen im Sommer 2020 wurden auch Präsenzveranstaltungen weiter online durchgeführt. Dies war auch deshalb nötig, weil alle Tagungshäuser aufgrund der Hygiene- und Abstandsregelungen die Anzahl der möglichen Teilnehmenden drastisch, oft auf nur die Hälfte reduzierte. Erste Erfahrungen zeigen, dass sich trotz der beschränkten Kommunikationsbedingungen für die Fernstudierenden untereinander digital angepasste Interaktionsformen gebildet haben.

Das Team von Theologie im Fernkurs hat sich daher darauf verständigt, dass es zukünftig jeweils ein Grundkurs- und ein Aufbaukurswochenende jährlich als Online-Veranstaltung geben wird, um so auch das digitale Angebot auf den Bereich der Studienveranstaltungen zu erweitern.

Die Verschärfung der Maßnahmen im November 2020 führte dazu, dass wieder Veranstaltungen kurzfristig online angeboten werden mussten, da z.B. in Bayern nur noch berufliche Aus- und Weiterbildungen in Präsenz möglich waren. Angesichts der nicht absehbaren Entwicklung der Corona-Pandemie werden in 2021 bedarfsorientiert Online-Veranstaltungen angeboten, darunter auch ganze, vom Team von Theologie im Fernkurs durchgeführte Studienwochen in Grundkurs und Aufbaukurs Theologie, um so flexibel und kurzfristig auf die jeweilige Situation reagieren zu können. Damit soll sichergestellt werden, dass die Fernstudierenden weitgehend einen regulären Studienverlauf auch unter den derzeitigen Bedingungen einhalten können. Die Veranstaltungen werden jeweils auf 15 Teilnehmende beschränkt, um so ein Mindestmaß an wechselseitigem Austausch, an fachlicher Diskussion und theologischem Gespräch zu ermöglichen.

Digitale Kommunikation ersetzt sicher nicht alle Facetten zwischenmenschlicher Kommunikation, insbesondere auch nicht den persönlichen Austausch über religiöse, kirchliche und theologische Fragen, der von den Fernstudierenden aus ganz Deutschland bei den Präsenzveranstaltungen besonders geschätzt wird. In der gegenwärtigen Lage ermöglichen Online-Veranstaltungen die teilnehmendenorientierte Aufrechterhaltung des Fernstudienbetriebs. Dies hat für Theologie im Fernkurs oberste Priorität. 


Thomas Franz