Zum Tod von Professor Dr. Dr. Günter Koch (1931-2020)

Ein Nachruf

Am 10. Dezember 2020 verstarb wenige Tag nach seinem 89. Geburtstag der langjährige Akademiedirektor der Domschule Würzburg, Professor Dr. Dr. Günter Koch, in Würzburg. Am 1. Dezember 1931 in Darmstadt geboren, wurde Koch nach einer philosophischen Promotion in Freiburg 1958 und einer theologischen Promotion 1963 in Würzburg am 1. November Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Domschule Würzburg. Der damalige kommissarische Leiter der Domschule, Professor Dr. Fritz Hofmann (1902-1977), war auch sein Doktorvater an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Würzburg.

Koch war bereits in den 1960er-Jahren in den Vorüberlegungen und Planungen zur Errichtung eines Theologischen Fernkurses nach den bereits bestehenden Vorbildern in Wien und Zürich beteiligt. Nach der offiziellen Beauftragung der Domschule durch die Deutsche Bischofskonferenz 1969 spielte er eine wichtige Rolle bei der Entstehung der ersten Fassung der Kursmaterialien von Grundkurs, Aufbaukurs und Religionspädagogisch-katechetischem Kurs. Durch einen weiteren Beschluss der Deutschen Bischofskonferenz 1970 war diese dritte Kursstufe eingerichtet worden.

Neben seiner Tätigkeit an der Domschule habilitierte Koch sich 1973 für Dogmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Würzburg. In den 1980er- und 1990er-Jahren war Koch daher auch außerplanmäßiger Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Katholisch-Theologischen Fakultät in Würzburg.

Bereits 1972 wurde Koch in das interne Leitungsteam der Domschule mit dem späteren Domkapitular Josef Pretscher (1928-2006) und der Geschäftsführerin Irmgard Krebs (1923-2000) aufgenommen. Nach dem Tod von Fritz Hofmann 1977 bildete dieses Triumvirat offiziell die Leitung der Domschule bis 1993. Nach dem Ausscheiden von Irmgard Krebs führten Koch und Pretscher gemeinsam bis 1999 die Geschicke der Domschule und ihres überdiözesanen Arbeitsbereich Theologie im Fernkurs. Beide haben zusammen wichtige theologische Tagungen der Domschule in der Würzburger Domschulreihe herausgegeben. Ein Band dieser Reihe trägt den Titel „Gott, Liebhaber des Lebens“. Dies ist eine prägnante Zusammenfassung seiner theologischen Grundüberzeugung.

Mit der Ernennung zum Akademiedirektor 1977 gehörte zu den zentralen Aufgabenfeldern die wissenschaftliche Leitung von Theologie im Fernkurs. Von 1977 bis 1990 erfolgte sukzessive die Revision des Grundkurses, des Aufbaukurses und des Religionspädagogischen Kurses, wobei Koch nicht nur die Organisation dieser Revision leitete, sondern selbst als Lehrbriefautor für die Kurse tätig war. Wenige Jahre nach der Gründung wurde die für den gesamten Bereich der Deutschen Bischofskonferenz geltende Bedeutung des Würzburger Fernkurses durch den 1978 verliehenen Status einer Kirchlichen Arbeitsstelle für Fernstudien noch unterstrichen.

Gleichzeitig erfolgte unter Kochs Leitung ab 1977 die Einrichtung eines Studiengangs Pastorale Dienste, der in seiner Vollform bis heute für den Dienst als Gemeindereferentin bzw. Gemeindereferent qualifiziert. Mit den „Rahmenstatuten und -ordnungen für Diakone und Laien im pastoralen Dienst" der Deutschen Bischofskonferenz von 1978/79 wurde das Berufsfeld des Pfarrhelfers geschaffen, für das ein eigener Kurs entwickelt wurde, der insbesondere in der Katholischen Militärseelsorge eingesetzt wurde. Auch der theologische Teil der Ausbildung von Bewerbern für den Ständigen Diakonat läuft in den meisten deutschen (Erz-)Diözesen seit den 1970er-Jahren über den Würzburger Fernkurs. Koch hat sich damit nicht nur in vielfältiger Weise für die theologische Qualifizierung der Ehrenamtlichen in der deutschen Kirche verdient gemacht, sondern auch um die fundierte Ausbildung von Kandidaten und Kandidatinnen für kirchliche Dienste und Ämter. Zahllose Präsenzveranstaltungen und Prüfungen hat Koch in den drei Jahrzehnten seiner Tätigkeit im gesamten Bundesgebiet durchgeführt.

Unter äußerst schwierigen Bedingungen wurden die Würzburger Kursmaterialien auch in der damaligen DDR im Bereich der Berliner Ordinarienkonferenz eingesetzt. Mit dem Mauerfall 1989 folgten die Anfragen zur Qualifizierung von Ehrenamtlichen sowie die Ausbildung von Lehrkräften für Katholische Religion aus den ostdeutschen Diözesen. Auf Anregung der Deutschen Bischofskonferenz wurden in der letzten Dekade seiner Amtszeit weitere Projekte in Angriff genommen: das Studienmaterial Philosophie, das Fort- und Weiterbildungsprogramm Schulpastoral und die Gesamtrevision des Pastoraltheologischen Kurses.

Professor Koch hat sich während seiner Dienstzeit und insbesondere als Akademiedirektor der Domschule für den überdiözesanen Arbeitsbereich Theologie im Fernkurs in herausragender Weise verdient gemacht. Mit seinem theologischen Sachverstand, seiner Vernetzung in die universitäre Landschaft und seiner Menschlichkeit im Umgang mit den Fernstudierenden hat er einen unschätzbaren Beitrag für die deutsche Kirche geleistet. Die philosophisch-theologische Bedeutung einer Ontologie der Relationalität, auf die Koch immer Wert legte, war ihm nicht nur ein theoretisches Anliegen. Seine theologischen Publikationen vor allem zur Sakramententheologie bezeugen dies ebenfalls.

Dass die Erwartungen der Deutschen Bischofskonferenz, die sie mit der Einrichtung von Theologie im Fernkurs in die Würzburger Domschule gesetzt hat, erfolgreich erfüllt werden konnten, hängt nicht zuletzt in besonderer Weise an der Person von Günter Koch. Eine Reihe von Ehrungen wurde ihm für seine Verdienste zuteil: 1984 die St. Bruno-Medaille der Diözese Würzburg, 1997 der Päpstliche Ritterorden des heiligen Gregors des Großen, 2010 die Ehrenmitgliedschaft des Vereins der Freunde und Förderer von Theologie im Fernkurs und schließlich 2011 die Bonifatiusmedaille der Deutschen Bischofskonferenz.

Günter Koch war ein sehr gebildeter und künstlerisch begabter Mensch. Neben dem Klavierspielen gehörte das Verfassen von Gedichten, vor allem von Limericks, zu seinen Leidenschaften. Bei runden Geburtstagen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oder Jubiläumsfeiern der Domschule sowie von Theologie im Fernkurs gab er diese zum Besten. Bis ins hohe Alter hat Günter Koch mit seiner Frau Gabriele Koch den Kontakt zur Domschule und zu Theologie im Fernkurs gehalten und so manche Anekdote aus den 36 Jahren seiner Tätigkeit auch an die Nachfolgegeneration preisgegeben.

Für seinen persönlichen und intellektuellen Einsatz sagt Theologie im Fernkurs seinem langjährigen Leiter ein großes Dankeschön und herzliches Vergelt's Gott.

Requiescat in pace.

 

Thomas Franz