50 Jahre Theologie im Fernkurs

Ein Jubiläum in Zeiten der Corona-Pandemie

Jubiläen zu feiern, gehört zu unserer menschlichen Kultur, gleich ob es ein persönlicher Anlass ist wie ein runder Geburtstag oder das Jubiläum des Bestehens einer Einrichtung wie Theologie im Fernkurs. Das Jubiläum einer Einrichtung dient der Selbstvergewisserung über das Erreichte und dem Ausblick auf anstehende Herausforderungen und mögliche neue Visionen. Ein 50-jähriges Jubiläum nimmt wie ein 50. Geburtstag eine besondere Stellung ein. Dementsprechend umfangreich sind die Vorbereitungen. Bei Theologie im Fernkurs starteten die Vorbereitungen zum 50-jährigen Jubiläum von Theologie im Fernkurs bereits 2018 mit den ersten Planungen. Dazu gehörte insbesondere die Festlegung des Termins des Jubiläumswochenendes.

Bei einer Einrichtung, die im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz arbeitet und in fünf Jahrzehnten allein statistisch gesehen doch einige Erfolge vorzuweisen hat, sollte natürlich auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, an diesem Jubiläumswochenende teilnehmen und – wie es sich gehört – einem Pontifikalgottesdienst vorstehen sowie bei einem Festakt die Festrede halten. War der Ort für den Gottesdienst – der Würzburger Dom – gesetzt, so wurde für den Festakt ein adäquater Ort, der auch den erwarteten Gästen aus allen deutschen (Erz-)Diözesen entsprechenden Raum bot, gesucht und in der Aula der Universität Würzburg, der Neubaukirche, gefunden. Auch das letzte Aprilwochenende 2020 als Termin war ideal, begann doch am 1. Mai 1970 mit der Auslieferung der ersten beiden Lehrbriefe die Arbeit von Theologie im Fernkurs.

Das Jubiläum sollte inhaltlich ein Thema in den Fokus rücken, denn bei Theologie im Fernkurs ist es üblich, dass zum Feiern auch die theologische Auseinandersetzung gehört. Ein Studientag sollte aktive Fernstudierende, Absolventinnen und Absolventen und Bildungsverantwortliche aus den deutschen (Erz-)Diözesen zusammenbringen. „Theologie für alle. Die Bedeutung theologischer Bildung für die Glaubenskommunikation“ – auf dieses Thema verständigte sich das Team von Theologie im Fernkurs und darum sollte es inhaltlich bei einem Studientag gehen, der für aktive Studierende auch als reguläre Präsenzveranstaltung angerechnet wurde. Namhafte Theologen und Theologinnen wurden angefragt, die auf unterschiedliche Weise mit der Fernkursarbeit als Lehrbriefautor, Lehrbriefautorin, Referent oder Referentin oder als Mitglied eines der wissenschaftlichen Beratungsgremien von Theologie im Fernkurs fungierten.

Geradezu optimal für ein 50-jähriges Jubiläum waren die statistischen Zahlen, konnte doch zum einen im Juli 2019 der 35.000ste Teilnehmer des Grundkurses Theologie eingeschrieben werden und zum Jahresende 2019 die insgesamt 60.000ste Kurseinschreibung erfolgen.

Frühjahr 2020: das Jubiläum muss abgesagt werden

Im Frühjahr 2020 zeigten sich die Erfolge der zweijährigen Planungen und Vorbereitungen. An die 40 aktive Fernstudierende hatten sich zum Jubiläumswochenende angemeldet, über 100 Personen wollten an dem Studientag teilnehmen, 150 Personen wollten am Samstagabend mit dem Bischof von Würzburg, Dr. Franz Jung im Neumünster eine Pontifikalvesper feiern und anschließend im Museum am Dom den Abend ausklingen lassen, an die 250 Personen hatten ihre Teilnahme am Pontifikalgottesdienst und Festakt am Sonntag zugesagt. Die Zahlen belegen die breite Vernetzung von Theologie im Fernkurs in die deutsche Kirche mit den 27 (Erz-)Diözesen hinein.

Die Ankündigung von Reinhard Kardinal Marx, nicht mehr bei der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz im Februar 2020 für das Amt des Vorsitzenden der Bischofskonferenz zur Verfügung zu stehen, sorgte für Irritationen und warf die Frage auf, wer denn nun am 26. April nach Würzburg kommen werde. Der neu gewählte Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Dr. Georg Bätzing, verständigte sich mit seinem Amtsvorgänger, dass dieser für das Jubiläum weiter zur Verfügung stünde.

Der am 22. März 2020 in Deutschland erfolgte Lockdown aufgrund der Ausbreitung des Corona-Virus machte aber alle weiteren Planungen zunichte. Ende März wurde schweren Herzens das gesamte Jubiläum abgesagt. Als einziger Lichtblick in diesen dunklen Zeiten erschien pünktlich Mitte April 2020 die Festschrift „Theologie für alle. 50 Jahre Theologie im Fernkurs“. Der erste Teil beinhaltet die Vorträge des Studientags. Es war gelungen, dass alle Referierenden die schriftliche Fassung bereits im Vorfeld für die Publikation eingereicht hatten. Der zweite Teil ist der Geschichte von Theologie im Fernkurs gewidmet.

Nachdem im Sommer 2020 die pandemische Lage sich entspannte und die Einschränkungen des Lockdowns sukzessive zurückgenommen wurde, fiel schnell die Entscheidung, mit einem Jahr Verzögerung das Jubiläum erneut stattfinden zu lassen, diesmal mit dem neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz. Bischof Dr. Georg Bätzing sagte auch schnell zu und so wurde als Wiederholungstermin das erste Maiwochenende 2021 festgelegt.

Frühjahr 2021: das Jubiläumsprogramm muss nach und nach reduzierter werden

Die coronabedingten Entwicklungen hatten einschneidende Veränderungen im gesamten Ablauf von Theologie im Fernkurs, insbesondere die Anzahl der teilnehmenden Personen bei den Präsenzveranstaltungen wurde in den Bildungshäusern drastisch reduziert. Als sich die Corona-Lage im Herbst und Winter 2020 erneut verschärfte und ab 16. Dezember ein zweiter Lockdown in Kraft trat, begann das Zittern bei Theologie im Fernkurs, ob auch der zweite Jubiläumstermin in Gefahr stand. Dennoch wurden erneut an die 1000 Einladungen an Lehrbriefautoren und -autorinnnen, Referenten und Referentinnen, Honorarmitarbeiter und -mitarbeiterinnen, Verantwortliche der verschiedenen Kurse in den 27 Diözesen, Verantwortliche der Kooperationspartner, Mitglieder des Freundes- und Förderkreises usw. Anfang Februar 2021 verschickt.

Ziel war es, den Studientag „Theologie für alle: Die Bedeutung theologischer Bildung für die Glaubenskommunikation“ für Fernstudierende des Grundkurses und des Aufbaukurses Theologie sowie Pontifikalgottesdienst und Festakt in Präsenz in Würzburg mit auswärtigen Gästen stattfinden zu lassen. Die kommenden Wochen zeigten jedoch keine Entspannung der Lage und vor allem keine Lockerung der staatlichen Rahmenbedingungen, unter denen Veranstaltungen stattfinden konnten. Die organisatorischen Meisterleistungen der Verwaltungsmitarbeiterinnen von Theologie im Fernkurs lassen sich kaum in Worte fassen.

Wieder stand man bei Theologie im Fernkurs vor der Frage, das Jubiläum abzusagen oder nochmals zu verschieben. Letztlich wurde die Entscheidung getroffen, das Jubiläum unter den gegebenen staatlichen Rahmenbedingungen durchzuführen. Dies bedeutete, dass der vorgesehene Studientag am Samstag, 1. Mai 2021, nur virtuell durchgeführt werden kann und bei den Feierlichkeiten am Sonntag, 2. Mai 2021 nur der Gottesdienst mit einer begrenzten Teilnehmendenzahl von 160 Personen im Würzburg Dom möglich sein würde.

Studientag für alle

Der Zuspruch zum digitalen Studientag war mit über 200 Anmeldungen sehr erfreulich und deckte das weite Netzwerk von Theologie im Fernkurs ab: aktive Studierende, Absolventinnen und Absolventen, Verantwortliche aus den (Erz-)Diözesen, Lehrbriefautoren und Referentinnen von Theologie im Fernkurs beteiligten sich daran. Das Konzept, theologische Bildung aus der Perspektive einer jeweiligen Disziplinengruppe der Theologie zu behandeln, erwies sich als sehr fruchtbar.

Eröffnet wurde der Studientag mit dem Beitrag des Bochumer Neutestamentlers Thomas Söding „Didaktische Ambitionen in frühchristlicher Zeit“ Deutlich wurde, wie sehr theologische Bildung zur jüdisch-christlichen Tradition und insbesondere ihrer monotheistischen Gotteskonzeption gehört. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der aktuellen Fragen zu Reformprozessen in der Kirche zeigte der Kirchenhistoriker Joachim Schmiedl von der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar in „Die Bedeutung historischer Bildung für die Glaubenskommunikation“, welche vielfältigen Alternativen der kirchenhistorische Blick zu gegenwärtigen Debatten bieten kann.

Am Nachmittag des Studientags zeigte der Salzburger Dogmatiker Hans-Joachim Sander mit seinem Beitrag „Über sich selbst, den kirchlichen Stand und den Zustand der Zeit hinauswachsen“ die Perspektiven auf, die ein Studium bei Theologie im Fernkurs für den Glauben derjenigen, die sich darauf einlassen, bringen kann. Die Regensburger Pastoraltheologin Ute Leimgruber thematisierte im Rückgriff auf das Konzept des Laienapostolats von Josef Cardijn „Theologie für alle! Theologische Bildung im Kontext von Glaubenskommunikation und 'Laienapostolat'“ die bis in die Gegenwart gültigen Rahmenbedingungen für theologische Bildung.

Die Moderation der zahlreichen Rückmeldung und Anfragen, die im Chat von den Teilnehmenden gestellt wurden, konnten von den Studienleiterinnen und Studienleitern von Theologie im Fernkurs mit knappem Zeitbudget für alle gewinnbringend durchgeführt werden.

Pontifikalgottesdienst im Würzburger Dom

Letztendlich sagt auch Bischof Dr. Georg Bätzing für den Pontifikalgottesdienst ab. In seinem Auftrag feierte der Würzburger Bischof Dr. Franz Jung in seiner Funktion als Vorsitzender des Verbandsausschusses des Verbands der Diözesen Deutschlands mit dem Team von Theologie im Fernkurs im coronabedingt dennoch gut gefüllten Würzburger Dom. Erfreulicherweise haben auch einige externe Gäste zum Gottesdienst den Weg nach Würzburg gefunden. Die festliche musikalische Gestaltung war dem Anlass sehr entsprechend. In seiner Predigt würdigte Bischof Dr. Jung die Arbeit von Theologie im Fernkurs als einen wichtigen Beitrag für die deutsche Kirche, eine breit gestreute Kommunikation über den Glauben in der Gegenwart zu ermöglichen.

Vieles, was zu einem Jubiläum gehört, konnte bei diesem 50-jährigen Jubiläum nicht stattfinden: die persönliche Begegnung, das gemeinsame Essen und Trinken, das festliche Beisammensein. Die Bedeutung, die Theologie im Fernkurs für die Kirche in Deutschland sowie für den persönlichen Lebensweg seiner Teilnehmerinnen und Teilnehmer hat, dokumentieren die vielen Glückwünsche zum 50-jährigen Jubiläum: angefangen vom Grußwort des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, über die Gratulationsschreiben der Kooperationspartner bis hin zu E-Mails von Absolventinnen und Absolventen, die ihren persönlichen Dank weitergaben für den Beitrag, den Theologie im Fernkurs für ihren Glauben geleistet hat.

Möge das 60-jährige Jubiläum von Theologie im Fernkurs im Jahr 2030 unter einem besseren Vorzeichen stehen!

Zur Erfolgsgeschichte von Theologie im Fernkurs in den letzten fünf Jahrzehnten haben viele Personen beigetragen: Lehrbriefautoren und -autorinnen, Referenten und Referentinnen, Korrektorinnen und Korrektoren, Prüfer und Prüferinnen, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Verwaltung und Studienleitung von Theologie im Fernkurs, Verantwortliche für die Erwachsenenbildung und für die Ausbildung von Religionslehrkräften, von Gemeindereferenten und -referentinnen sowie von Ständigen Diakonen in den (Erz-)Diözesen und vor allem die Männer und Frauen, die mehr vom Glauben wissen wollten. Ihnen allen ein herzliches Dankeschön und Vergelt's Gott! 

Thomas Franz