Digitales Studium aus dem Ausland - zwei Erfahrungsberichte

 

Ein Fernstudium aus dem Ausland absolvieren – das sollte auf den ersten Blick problemlos möglich sein. Und es gab in 50 Jahren Theologie im Fernkurs immer wieder Studierende, deren Wohnsitz weit außerhalb Deutschlands lag. Doch auch ein Fernstudium kann Bestandteile haben, die nicht ohne weiteres aus der Ferne bestritten werden können. So bieten deutschlandweit viele (Erz-)diözesen vor Ort Begleitveranstaltungen zum theologischen Fernstudium an. Auch Präsenzveranstaltungen und -prüfungen sind feste Bestandteile der Kurse.

Was früher nicht oder nur über Umwege möglich war, ist inzwischen deutlich einfacher: Die eLernplattform, die alle Fernstudierenden seit mehreren Jahren begleitet, kann auch das Studium aus dem Ausland erleichtern. Zwar kann die Digitalisierung nicht alle Schwierigkeiten einer großen räumlichen Distanz überwinden, doch eine Anreise zu Veranstaltungen sowie der Verzicht auf die Teilnahme an den Begleitstrukturen sind i.d.R. nicht mehr notwendig.

Online-Begleitzirkel bieten beispielsweise eine Alternative für alle, die aus verschiedenen Gründen an der Studienbegleitung in den (Erz-)Diözesen nicht teilnehmen können. Der Austausch mit anderen Teilnehmenden, die Förderung der theologischen Sprachfähigkeit und die Anleitung des Lehrbrief-Studiums durch theologisch qualifizierte Mitarbeitende finden im virtuellen Raum statt.

Eine Teilnehmerin, die an einem Online-Begleitzirkel über die eLernplattform teilnimmt, berichtet von ihren Erfahrungen mit dem Studium aus dem Ausland:

Als ich mich am 13. Mai zum ersten Treffen des Online-Begleitzirkels einloggte, war das zugegebenermaßen ein eigentümliches Gefühl, denn es war kurz vor Mitternacht. Seit Januar nehme ich nun am Grundkurs Theologie teil, obwohl ich in Hongkong lebe. Durch den Beruf meines Mannes bin ich im Lauf meines Lebens viel umgezogen – auch international. Mitglied in der katholischen Gemeinde vor Ort zu sein, war bei unseren häufigen Umzügen immer eine Konstante, die viel Verbundenheit, gegenseitige Unterstützung und gelebten Glauben in mein Leben brachte. Dies habe ich bei unserer Ankunft in Hongkong letzten Oktober wieder gesucht und gefunden. Ich bin Psychologin, und die Aussichten, für mich eine passende Stelle zu finden, schienen schon wegen der Sprachbarriere gering. Da war die Möglichkeit sehr willkommen, die Gemeindeassistenz der deutschsprachigen katholischen Gemeinde in Hongkong zu übernehmen. Die Stelle beinhaltet auch die Möglichkeit am Fernkurs in Würzburg teilzunehmen.

Da ich vor und während der Pandemie an anderen Fernkursen teilgenommen hatte, stand ich dieser Art des Lernens sehr positiv gegenüber und habe das Angebot gerne angenommen. Während der kurzen Zeit, die ich nun schon im Grundkurs Theologie studiere, hat sich meine positive Einstellung bestätigt. Die Lehrbriefe sind nicht immer einfach zu lesen, aber ich kann sie in meiner Geschwindigkeit und wann immer ich Zeit habe bearbeiten. Auf der eLernplattform kann ich Fragen stellen und, was ich besonders zu schätzen weiß, von den Fragen der anderen Studierenden lernen. Außerdem sind die Informationen auf der Plattform rund um die Organisation des Studiums sehr hilfreich. So weit unterscheide ich mich wenig von den anderen Fernstudierenden, denn der Zeitunterschied zu Deutschland ist in dieser Beziehung kein Problem.

Der Online-Begleitzirkel hat mein Lernen noch einmal auf eine andere Ebene gehoben. Hier finde ich Struktur, Hinführung und Erklärungen zu den Themen der Lernbriefe. Schwierig ist allein die Tatsache, dass die Treffen im virtuellen Raum über Adobe Connect für mich von Mitternacht bis 1:30 Uhr (18:00 Uhr bis 19:30 Uhr in Deutschland) stattfinden und meine Aufmerksamkeit nicht optimal sein kann.

Zwar kann ich Hongkong jederzeit verlassen, aber bei meiner Rückkehr müsste ich 21 Tage Quarantäne in einem Hotelzimmer verbringen. Das wird, soweit man das einschätzen kann, noch eine Weile so bleiben. Da ich aus diesen Gründen vor Ort in Hongkong bleiben muss, ist die Studienkommission mir entgegengekommen.

Insgesamt kann ich feststellen, dass mein Studieneinstieg aus der Ferne sehr gelungen ist, und ich bin zuversichtlich, dass das so bleibt.

Kerstin Osterrieder, Hongkong

Für die Teilnahme an Präsenzveranstaltungen, die deutschlandweit angeboten werden, gibt es virtuelle Alternativen. Vor allem in Zeiten pandemiebedingter Einschränkungen werden diese vermehrt eingesetzt und sollen auch weiterhin für alle angeboten werden, die aus unterschiedlichen Gründen nicht vor Ort dabei sein können.

Ein Teilnehmer, der an einer Online-Studienwoche aus dem Ausland teilgenommen hat, schildert seine Studienerfahrungen mit Theologie im Fernkurs:

Theologie im Fernkurs kam in einer sehr wichtigen und entscheidenden Zeit in mein Leben.

Im Jahr 2018 kam meine lebenslange Hotelmanagementkarriere aufgrund einer Betriebsauflösung zu einem abrupten Ende. Mit 56 Jahren befand ich mich in einer recht schwierigen Lage und nach einem Jahr, in dem ich vergeblich versuchte, eine adäquate Beschäftigung im gleichen Sektor zu finden, begann ich zu erkennen, dass Gott offenbar andere Pläne für mich hat. Diese Zeit brachte mir viel Klarheit in Bezug auf meine Beziehung zu Gott und meinen Glaubensweg. Nach und nach schien sich dieser Weg für mich auf unerwartete Weise zu manifestieren und führte mich nicht nur zu einer tieferen Erkenntnis von Gottes Gegenwart und Wirken in meinem Leben, sondern auch zu meiner jetzigen Vollzeitbeschäftigung in der Verwaltung einer internationalen Kirche in Paris.

Ich kam zu dem Schluss, dass ich tiefer in meinen Glauben eintauchen und ein systematisches Theologieverständnis erlangen wollte. Eifrig und lernbegeistert meldete ich mich also im Januar 2020 für den Grundkurs Theologie an und erhielt wenig später ein großes Paket aus Deutschland mit einem kompletten Satz der Lehrbriefe sowie Zugang zum Online Portal.

Zuerst fühlte ich mich etwas überfordert, als ich die roten Hefte durchzublättern begann, aber nach und nach wurde mir klar, was für einen Schatz ich gefunden hatte. Ich fand, dass die Themen zwar offensichtlich hochkomplex sind, aber durchgehend sehr verständlich behandelt werden, ohne an Tiefe zu verlieren oder zu vereinfachen. Sie geben mir so genau das, wonach ich gesucht habe, nämlich einen fundierten Überblick über Hauptthemen, der die Basis für weitere Vertiefungen bildet. Die Themen werden zudem sehr offen und von vielen verschiedenen Blickwinkeln her diskutiert. Sehr hilfreich finde ich die Online-Übungen und Kontrollfragen, die es mir ermöglichen, die wichtigsten Informationen und Einsichten zum jeweiligen Thema zu behalten.

Aufgrund der aktuellen Pandemie konnte ich nicht persönlich zu einer der Studienwochen oder -wochenenden kommen und habe daher die Online-Alternative belegt. Die Online-Studienwoche war exzellent, sehr gut präsentiert und interaktiv. Es wäre natürlich wirklich schön gewesen, die Referenten und andere Teilnehmer und Teilnehmerinnen leibhaftig zu treffen, vielleicht klappt es ja beim Aufbaukurs.

Ich hoffe, dass ich noch in diesem Jahr alle ausstehenden Lernbriefe durcharbeiten, meine Hausarbeit schreiben und meine Prüfung ablegen kann und bete um die nötige Disziplin dafür ...

Jörg Kaldewey, Paris