Mein Weg mit Theologie im Fernkurs

Auf zu neuen Ufern!

Nach fast drei Jahrzehnten spannenden Einsatzes im In- und Ausland auf dem Gebiet Internationalen Steuerrechts für ein Großunternehmen habe ich meine Tätigkeit dort 2020 etwas früher als üblich beendet.

Seit mehreren Jahren ist in mir der Wunsch gereift, mich zu verändern und mich in einem neuen Lebensabschnitt verstärkt im sozialen und christlichen Bereich zu engagieren. Ich habe auch gemerkt, dass mir mein christlicher Glaube zunehmend wichtiger wird. Seit 2020/2021 verfolge ich vier Ausbildungen (Theologie im Fernkurs [„ThiF“], Geistliche Begleitung, Weißer Ring, Interreligiöse Dialogbegleitung) und bin weiterhin in der Telefon- und Chatseelsorge aktiv. Dabei ergänzen sich theologische, seelsorgerische und spirituelle Aktivitäten gut. Die Theologie liefert inhaltlich wie persönlich herausfordernde Fragen. Ich brauche ihre Antworten auch als Fundament für meinen Glauben. Auf viele theologische Fragen werden sich auch in Zukunft keine Antworten mit letzter Gewissheit finden lassen. Aber genau das macht die Beschäftigung mit diesen Themen für mich so packend und persönlich bedeutsam. Ich möchte verstehen, was die Katholische Kirche mit welchen Begründungen in der heutigen Zeit vertritt. ThiF kann mir hierbei mit seinen engagierten Referent*innen eine solide Basis verschaffen, auf der ich weitere Bausteine aufstocken will. Hier gilt mein Interesse vor allem den Grenzbereichen zu anderen Konfessionen und Religionen. Vielleicht kann ich dort einmal zu mehr Verständigung beitragen.

Ich begann mit dem ThiF-Grundkurs plus Begleitkurs des Bistums Speyer bereits vor einigen Jahren. Die Prüfungen fand ich anfänglich nebensächlich. Mir ging es vor allem um den Inhalt der Skripte. Überrascht stellte ich bei der Lektüre fest, dass mir vieles neu war, obwohl ich mich als Rheinländerin für stark katholisch sozialisiert hielt. Die ThiF-Skripte sind in ihrer Klarheit und im Eingehen auf offene Fragestellungen von unterschiedlicher Qualität, haben aber in Summe ein überzeugendes universitäres Niveau und geben eine umfassende Übersicht.

Die vergangenen „Corona-Jahre“ ermöglichten mir die digitale Teilnahme an zahlreichen theologischen Diskussionen zwischen Professor*innen, Priester*innen, Rabbiner*innen und Imamen. Ich konnte inhaltlich gut folgen, weil mir nach meinem bisherigen ThiF-Studium die grundlegenden Konzepte hinter den häufig verwandten Fachbegriffen klar waren. Dabei erwies es sich als wertvoll, dass ich mich doch 2020/2021 auf den Grundkurs-Prüfungsdrill eingelassen habe, da ich mich im Rahmen der Prüfungsvorbereitung noch einmal intensiver mit einzelnen Themen auseinandersetzen konnte.

Mich hat vor allem die Teilnahme an sechs ThiF-Wochenkursen inspiriert. Katholische wie andersgläubige Referent*innen bieten den Studenten hier vielfältige Perspektiven auf ein Thema. So stimmte mich z. B. die Begeisterung einer jüdischen Professorin im Kurs „Jüdische und christliche Feste“ nachdenklich. Sie berichtete uns, dass sie bereits ab Wochenmitte voller Vorfreude überlegt, was ihre Familie am kommenden Sabbat gemeinsam Besonderes machen könnte. Der Sonntag geht dagegen bei vielen Christen in alltäglichen Verrichtungen unter. Auch die lebenslange Aufgabe der Juden, ihre Glaubensgebote immer wieder zu überdenken und sie leidenschaftlich mit anderen zu diskutieren, haben mir manche Erstarrung meiner Kirche bewusst gemacht.

Auch den ergänzenden Begleitkurs des Bistums Speyer schätze ich sehr, weil er über einzelne Skripten hinaus größere Zusammenhänge herstellt und aktuelle Fragen diskutiert wie z. B. die Segnung homosexueller Paare. Wir haben dort auch einen Beitrag zum Synodalen Weg des Bistums formuliert. Dies gab mir dann den Anstoß, noch ein persönliches Papier zu verfassen.

Die ThiF-Ausbildung eröffnet mir die Chance, eine lebendigere Vielfalt der Kirche kennenzulernen. Es gibt in ihr eine hohe Zahl engagierter und offener Menschen mit einer Haltung persönlicher Demut angesichts der letzten Unbegreiflichkeit Gottes und mit Fokus auf die Nachfolge Christi. Diese Mitchristen haben meine Hoffnung auf kirchliche Veränderungen gestärkt und machen mir Mut, mich aktiv in diesen Prozess der Erneuerung unserer Kirche auf der Basis des soliden ThiF-Wissens einzubringen.

Ich freue mich schon auf die neuen Erkenntnisse und Anstöße, die ich während meines weiteren ThiF-Aufbaukurs-Studiums gewinnen werde.

Ruth Büllesbach

Die Formulierung hinsichtlich geschlechtergerechter Sprache entsprechen den Wünschen der Autorin.