Buchvorstellung: Christliche Sozialethik

Das Werk ist auch online (Open Access) verfügbar über den Publikationsserver (miami) der Universität Münster: https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:6-55069716280

Jüngst wurde ein neues Lehr- und Studienbuch der Christlichen Sozialethik vorgelegt, dessen besonderes Charakteristikum ist, dass es sich um ein Gemeinschaftswerk von neun Professorinnen und Professoren der Christlichen Sozialethik handelt. Damit ist ein großer Teil der Fachvertretungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an diesem Band beteiligt. Unter der Herausgeberschaft von Marianne Heimbach-Steins, Michelle Becka, Johannes J. Frühbauer und Gerhard Kruip sollte das Lehr- und Studienbuch wirklich ein Gemeinschaftswerk sein, das von einer besonders engen Zusammenarbeit der Beteiligten zeugt, wie es gleich im Vorwort heißt. Ziel des Buches ist laut dem Herausgebendenteam eine grundlegende Orientierung sowie die Ermutigung und Befähigung zu einer „zeitgemäßen und kompetenten Auseinandersetzung mit sozialethischen Fragen“ (S. 9). Damit geht das Buch vom sehr begrüßenswerten Ansatz einer Ethik des Empowerments aus, derer es sehr bedarf.

Schon in der sehr lesenswerten Einleitung wird deutlich gemacht, dass es ja gerade in Zeiten von Veränderungsprozessen, Konflikten und Umbrüchen verlässlicher Orientierung bedarf. Hierzu sieht es das Herausgebendenteam als erforderlich an, dass komplexe Wirkungszusammenhänge und Abhängigkeiten wahrgenommen werden und auch aktuelle Risiken und Gefährdungen im Blick bleiben. Letztlich geht es bei allem Nachdenken und Handeln dabei immer um die zentrale (sozialethische) Kategorie der Gerechtigkeit sowie deren Forderungen und Maßstäbe, vor deren Hintergrund verantwortliche „Antworten auf komplexe normative Fragen“ (S. 12) gefunden werden müssen.

Dieses Lehr- und Studienbuch bleibt also nicht beim Erörtern und Problematisieren stehen, sondern will immer auch zum Handeln orientieren, befähigen und ermutigen. So benennt ja auch der Untertitel, dass neben den Grundlagen auch die jeweiligen Kontexte und Themen in den Blick kommen sollen.

Noch im Einleitungskapitel werden die zentralen Begriffe Ethik, Sozialethik, Christliche Sozialethik in gebotener Knappheit und Prägnanz vorgestellt und diskutiert. In einem ersten Teil folgt dann die Darstellung großer Themenbögen der fundamentalen Sozialethik. Nach einer Grundlegung und historischen Vergewisserung geht es um zentrale normative Orientierungen. Der nur wenig umfangreichere zweite Teil des Buches betrachtet dann Kontexte und Handlungsfelder. Die Kontexte, auf die Bezug genommen wird, sind Politik, Wirtschaft, Technik, Ökologie, Religion und Kultur. Als Handlungsfelder werden sodann angeführt: Arbeit, soziale Sicherung, Bildung, Medien, Lebensformen, Migration, weltweite Armut, Gesundheit, Klimaschutz, Frieden und Kirche.

Die Autorinnen und Autoren der einzelnen Kapitel sind jeweils namentlich aufgeführt. Durch den einheitlichen Aufbau der Kapitel, entstehen dennoch keine „Brüche“ in der Lektüre. Alle Kapitel beginnen mit wenigen Leitfragen, auf die nachfolgend immer wieder referenziert wird. Zentrale Aussagen werden durch Fettdruck hervorgehoben und dadurch auch zu Merksätzen der Kapitel. Querverweise helfen, die Zusammenhänge innerhalb des Buches leichter zu erschließen.

Dass anspruchsvolle Konzept des Buches ist aufgegangen. Aus Sicht des Verfassers dieser Zeilen verhilft das Lehr- und Studienbuch auf ausgezeichnete Weise zur fundierten Information und Orientierung in der (Christlichen) Sozialethik und legt wichtige thematische Grundbausteine für verantwortliches Handeln in der Gesellschaft. Unterstützt wird dieses Anliegen durch ein sehr ansprechendes Layout und einen gelungenen Drucksatz. Dadurch wird beste Lesbarkeit und Übersichtlichkeit gewährleistet. Neben den Literaturverweisen in den Fußnoten wird am Ende der Kapitel aktuelle weiterführende Literatur benannt. Zudem gibt es ein hilfreiches Abkürzungsverzeichnis sowie ein ausführliches Inhaltsverzeichnis am Ende des Buches. Letzteres vermag vielleicht, das vermisste Stichwortverzeichnis zum leichteren Auffinden bestimmter Aspekte etwas zu ersetzen. Zudem wäre eine Gesamtschau auf die thematisch passende Literatur am Schluss wünschenswert gewesen wie auch ein resümierendes gemeinsames Kapitel des Herausgebendenteams, was sicher so gewinnbringend zu lesen gewesen wäre wie das gemeinsame Einleitungskapitel dieser vier großen Kapazitäten der Christlichen Sozialethik.

Allen an diesem Buchprojekt Beteiligten gebührt großer Dank für dieses wichtige Lehr- und Studienbuch, das die Themen und Anliegen der (Christlichen) Sozialethik aktuell aufbereitet und bestens studier- und merkbar anbietet. Das Fach und seine wichtigen Themen haben eine breite Rezeption dieses Buches verdient.

Dr. Stefan Meyer-Ahlen