Buchempfehlung "Vom Menschen aus gedacht"

Beate Thalheimer, Vom Menschen aus gedacht. Handlungsorientierung und Handlungskompetenz in Weiterbildung und Schulpastoral (Glaubenskommunikation. Reihe zeitzeichen 40). Ostfildern (Matthias Grünewald Verlag) 2016, 625 Seiten, ISBN 978-3-7867-4001-8

Eine Dissertation als Buchempfehlung im “Fernblick“, dem Mitteilungsorgan von Theologie im Fernkurs für Studierende und Ausbildende – macht das Sinn? Im vorliegendem Fall wohl mehr als das! Steht doch im Mittelpunkt dieser gut 600 Seiten umfassenden, in einem Zeitraum von 15 Jahren erarbeiteten wissenschaftlichen Studie das von Theologie im Fernkurs im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz entwickelte „Fort- und Weiterbildungsprogramm Schulpastoral“. Die Autorin Beate Thalheimer war seinerzeit maßgeblich und prägend an der Entwicklung und Ausarbeitung dieses Programms sowie an dessen Durchführung und Evaluation beteiligt. Mit ihm wurden zahlreiche Referentinnen und Referenten und Mitarbeitende im Bereich Schulpastoral im deutschsprachigen Raum aus- und weitergebildet. Das Programm hat in der Zeit seiner Entwicklung und Erprobung in drei Pilotkursen eine intensive, z.T. kontrovers geführte Debatte zum Verständnis von Schul- bzw. Schülerpastoral bzw. Schulseelsorge erfahren. Schließlich fand sich der gewählte Ansatz in der von der Deutschen Bischofskonferenz vorgelegten Veröffentlichung zum Thema Schulpastoral (Die deutschen Bischöfe. Kommission für Erziehung und Schule: Schulpastoral – der Dienst der Kirche an den Menschen im Handlungsfeld Schule. Hg. v. Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz. Bonn 1996) wieder, in der ausdrücklich und empfehlend auf dieses Programm hingewiesen wird.

Thalheimer interessiert die Frage, inwieweit Handlungsorientierung und -kompetenz in pastoralen, insbesondere schulpastoralen Aus- und Weiterbildungskonzepten umgesetzt und garantiert werden kann (und muss!). Im Interesse der Fernkurs-Studienleitung liegt natürlich der Nachweis, ob dieses mit einem fernstudienbasierten Aus- und Weiterbildungsprogramm gelingen kann. Denn zeitgleich mit der Entwicklung dieses Programms verlief im Deutschen Fernschulverband (heute: Forum DistancE-Learning) die staatlicherseits eingeforderte und so auch für den Fernkurs bedeutsame Diskussion um die Notwendigkeit von Handlungsorientierung und -kompetenzerwerb im Rahmen von ausbildenden Fernstudien.

Bevor sich Thalheimer im zweiten Teil ihrer Arbeit dem zentralen Forschungsgegenstand, den Pilotkursen im Rahmen der Projektentwicklung zuwendet, werden im ersten, grundlegenden Teil ihre Prämissen offengelegt. An dieser Stelle soll lediglich kurz auf ihre wichtigsten theologischen Gewährsleute hingewiesen werden. Die Fragestellung der Arbeit legt natürlich nahe, auf Helmut Peukerts theologischer Handlungstheorie und im Gefolge dessen auf Edmund Ahrens Theologie als „Reflexion auf kommunikative Praxis“ zurückzugreifen. Mit Hans Joachim Sander werden die Intentionen des 2. Vatikanischen Konzils in „Gaudium et spes“ aufgearbeitet („Zeichen der Zeit“). Mit dem Abschnitt „Mystagogisch leben, lernen und begleiten" (Karl Rahner und im Gefolge verschiedene Pastoraltheologinnen und -theologen und Religionspädagoginnen und Religionspädagogen) gipfelt Thalheimers Anliegen, die Schulseelsorgerinnen und Schulseelsorger als wichtigste Ressource der Schulpastoral zu verstehen. Der dritte (kurze) Teil der Studie stellt erwartungsgemäß ein Plädoyer für Handlungsorientierung und -kompetenz als Leitlinien für kirchliche Weiterbildungen dar.

Für alle, die sich neben dem Thema „Aus- und Weiterbildung Schulpastoral“ für grundlegende (fernstudien-)didaktische Prämissen von Theologie im Fernkurs interessieren, ist diese Untersuchung höchst aufschlussreich. Für Theologie im Fernkurs selbst ist sie darüber hinaus von unschätzbarem Wert – bezeugt sie doch in grundlegender und aufschlussreicher Weise den hohen Anspruch der vorliegenden religionspädagogischen und pastoraltheologischen Studiengänge im Sinne von Handlungsorientierung und -kompetenzerwerb.

Joachim Deitert