Grundkurs-Studienwoche in Würzburg

Jüdische Feste - christliche Feste

3 Lehrende, 24 Studierende, 4 Tage, 7 Einheiten, 1 Exkursion – so weit, so normal für eine einwöchige Präsenzveranstaltung bei Theologie von Fernkurs ... Doch welch eine Woche ergab sich letztlich aus dieser Mischung! Eine bunte Vielfalt war von Beginn an zu spüren:

Prof. Dr. Susanne Talabardon, Lehrstuhlinhaberin für Judaistik an der Universität Bamberg und konvertierte Jüdin, stellte den Shabbat als Schlüsselkategorie zum Verstehen des Judentums in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen. Die Teilnehmenden wurden auf diese Weise sehr lebendig in die Themenstellung der Studienwoche eingeführt und lernten den Shabbat als Urbild der jüdischen Festkultur kennen.

Prof. DDr. Karlheinz Müller, 80-jähriger Emeritus für Biblische Einleitung der Universität Würzburg, von dem selbst auf Nachfrage hin nie ganz klar war, ob er nun eigentlich auch Jude sei, nachdem er während der Exkursion zum Jüdischen Museum, Shalom Europa, und zum Jüdischen Friedhof in Würzburg so sehr aus seinem reichen (jüdischen) Erfahrungswissen schöpfte, zahlreiche Anekdoten zum Besten gab und letztlich fast gar nicht mehr aufhören konnte zu erzählen: zur Lebenspraxis, zur Hermeneutik, zum Verständnis des Judentums, zu den in Würzburg gefundenen mittelalterlichen Grabsteinen, zu jüdischen Persönlichkeiten aus Würzburg, usw. Wie viel Energie kann man in diesem Alter eigentlich haben?

Dr. Olaf Rölver, Dozent am Institut für Katholische Theologie im Bereich Biblische Theologie an der Universität Köln, schlug mit seinem fundierten Wissen sowohl des Judentums als auch des Christentums den Bogen zur christlichen Festpraxis. Er sprach aus eigener Erfahrung, denn er lebte und arbeitete als Student und Lehrender mehrere Jahre in Jerusalem.

Eine Teilnehmerin, selbst Jüdin, trug vieles aus der Praxis jüdischen Alltags bei; aufgeweckte, wissenshungrige Teilnehmende mit ihren jeweils verschiedenen Herkünften, bereit, sich überraschen zu lassen und dann auch wirklich davon überrascht zu sein, wie sehr eine etwas tiefergehende Kenntnis einer anderen Religion einen die eigene Religion besser verstehen lässt. Wie sehr ein anderer Blickwinkel, die eigene Sicht und die eigene Person verändert. 

Eine Woche, bunt wie das Leben; eine Woche, die bereichert hat; eine Woche, die verändert hat; eine Woche, die einen plötzlich doch mehr vom Glauben wissen lässt. 

Das ist ein Ziel von Theologie im Fernkurs – in dieser Woche wurde es spürbar.

Elisabeth von Lochner