Mein Weg mit ThiF

"Über den Glauben, der mein Leben trägt, mehr wissen"

“Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt …” Über diesen Satz aus dem ersten Petrusbrief sprechen wir intensiv an meinem ersten Studienwochenende bei Theologie im Fernkurs in Erfurt. Er gilt als Ausgangspunkt der Fundamentaltheologie. Er bringt zugleich meine Motivation auf den Punkt, Theologie im Fernkurs zu studieren. Ich möchte über den christlichen Glauben, der mein Leben trägt, mehr wissen. Und ich möchte für die Mitarbeit in der Gemeinde besser gerüstet sein, etwa für die anstehende Firmvorbereitung als Mitglied des Katechetenteams. Nach Jahren intensiver Berufstätigkeit konnte ich zudem Mitte 2016 nochmals ein Jahr Elternzeit nehmen, obwohl unsere Kinder bereits Jugendliche sind. Also ist auch vormittags Zeit für das Selbststudium des Grundkurses.

Damit bin ich, wie ich schnell an diesem Wochenende merke, in einer Luxusposition. Die meisten Mitstudierenden arbeiten die Themenhefte neben ihrer Arbeit durch - abends, nachts, am Wochenende, im Urlaub. Ich bin beeindruckt von den ganz unterschiedlichen Hintergründen, den wir Lernende mitbringen: Da sitzen mehrfache Mütter neben Ordensleuten, eine Ärztin neben einem Bankangestellten, die Künstlerin zwischen einem Selbständigen und einem Handwerker. Bei dem Wochenseminar zu 500 Jahren Reformation ist es ganz ähnlich. Dass diese Präsenzveranstaltungen rundherum lehrreich wie persönlich bereichernd sind, ist ebenso der engagierten Seminarleitung und den fast immer fesselnden Vorträgen der Professoren zu verdanken. Sie berücksichtigen unterschiedliche Zugänge, lassen uns viel Zeit für Fragen und Diskussion. Kontroverse Themen aus der Praxis, wie etwa das Diakonat der Frau, werden nicht ausgespart.  Und so manche Aussage der Mitstudierenden hilft mir weiter, wenn ich mal wieder alleine zu Hause über den Lehrbriefen brüte ...

Ja, die Lehrbriefe. Die meisten sind hervorragend. Für mich waren die Einheiten zum Alten und Neuen Testament die wertvollsten. Wie sich der jüdisch-christliche Glaube historisch herausgebildet hat, und in welch unterschiedlichen Zeugnissen und Interpretationen die biblischen Autoren die Geschichte Gottes mit den Menschen schildern, ist faszinierend. Ich konnte es für das Bibelmodul der Firmgruppen gut gebrauchen. Habe ich bei einem Lehrbrief doch mal den Eindruck, den Inhalt schwer fassen zu können, oder vermisste ich Aspekte, so war die Studiengruppe vor Ort eine gewisse Hilfe. Manchen dogmatischen Themen wie etwa der Gnadenlehre muss man wohl einfach auch Zeit geben, damit sich ein Verständnis davon entwickelt. 

Wissenserwerb, das habe ich in diesem Grundkurs einmal mehr gelernt, vollzieht sich nicht nur im Selbststudium, sondern vor allem im Dialog und Austausch. Besonders gefallen hat mir, dass wir bei den Seminaren auch praktisch gefordert waren und die Gottesdienste gemeinsam mit Bruder Jeremias vom Erfurter Augustinerkloster organisiert haben.

In Zeiten des Internets gibt es noch eine weitere Möglichkeit des gemeinsamen Lernens: Die E-Lernplattform. Sie ist fast zu umfangreich für den Anfänger, aber es lohnt sich, immer wieder hineinzuschauen. In Erinnerung ist mir eine Online-Diskussion zum Thema “Christus als König”, ausgelöst durch die Frage, was dies für den engagierten Laien heißt. Mittendrin gab ein Mitstudierender den für mich entscheidenden Hinweis.  Er schrieb sinngemäß: Sich diese Frage stellen, heißt sich die Frage Jesu aus Joh 1,38 stellen: “Wen sucht ihr?”. Die Frage, wie ich die persönliche Beziehung zu Jesus gestalten will, ist der Hintergrund, vor dem jegliches Theologiestudium erst Sinn macht.

Wie geht es weiter nach dem Grundkurs? Wir sind inzwischen beruflich im Ausland. Angesichts vieler neuer Themen muss die Theologie momentan pausieren. Das Gelernte und Erfahrene bleibt dennoch erhalten. Kürzlich predigte der Pfarrer unserer neuen Gemeinde über den urchristlichen Hymnus aus Phil 2,6-11. Da habe ich mich gerne an meine Hausarbeit zur Christologie erinnert, die meinen Respekt vor der Theologie nochmals wachsen ließ. Irgendwann traue ich mich hoffentlich dann an den Aufbaukurs, mit oder ohne Elternzeit. 

Kathrin Misera-Lang