Neues von der eLernplattform

Die eLernplattform von Theologie im Fernkurs - so ging es weiter ...

Die Idee des Online-Begleitzirkels

O-BGLZ ist die bei Theologie im Fernkurs (ThiF) gebräuchliche Abkürzung für Online-Begleitzirkel. Das Konzept wurde im Jahr 2016 zum ersten Mal geplant und umgesetzt. 

Viele (Erz-)Diözesen bieten zur Unterstützung unserer Studierenden Begleitzirkel vor Ort an. Unter Anleitung von theologisch qualifizierten Mitarbeitenden werden Lehrbriefe besprochen und auftauchende Fragen erörtert. Zudem fördern diese Treffen die theologische Sprachfähigkeit der Studierenden.

Vielen Studierenden ist jedoch der Besuch dieser Veranstaltungen aus verschiedenen Gründen nicht möglich: Sie leben im Ausland, haben kleine Kinder oder pflegebedürftige Angehörige, sind beruflich massiv eingebunden oder wohnen in einem ländlichen Bereich ohne Begleitzirkel in der Nähe.

So entstand im Team von Theologie im Fernkurs die Idee, für diese Teilnehmer einen Begleitzirkel online zu schaffen. Die Grundidee ist: sich treffen und über die Inhalte der Lehrbriefe mit Begleitung von Fachexperten diskutieren. Alle nötigen Werkzeuge sind mit den Foren und den virtuellen Klassenzimmern bereits vorhanden. 

Ein ähnliches Konstrukt, das die Grundlage für alle weiteren O-BGLZ wurde, entstand bereits 2016 mit dem Begleitzirkel von Dr. Albrecht Garsky aus Schweinfurt. Ein Student von Theologie im Fernkurs bat vor der Prüfung zum Abschluss des Grundkurses die Leitung um Unterstützung. Dieser Teilnehmer war zu dem Zeitpunkt beruflich in Abu Dhabi.

Lesen Sie in dem Erfahrungsbericht Albrecht Garskys, wie die Angelegenheit angegangen wurde:

„Wie alles begann

Die Anfrage kam plötzlich und erwartet: „Können Sie einen Studenten aus Kabul via skype begleiten?“ fragten mich Rainer Dvorak und Thomas Franz in einer Sitzungspause. Und es reizte mich sofort: ThiF-Studierende unterstütze ich nämlich sehr gerne. Ich halte Online-Angebote in der Erwachsenenbildung generell für zukunftsweisend. Technisch hatte ich zu Beginn Null-Ahnung.

Gesagt getan

Ohne Hilfe der in meinen Augen zuständigen EDV-Stelle wurden die technischen Hürden genommen und die erste Kontaktaufnahme mit einem unendlich dankbaren Entwicklungshelfer kam zustande. Geboren in einer deutschen Diözese, aufgewachsen in einer anderen, jetzt wohnhaft im EU-Ausland und eingesetzt in einem afghanischen Ministerium, hatte sich bisher niemand für seine Begleitung zuständig gefühlt.

Praktisches

Für mich bedeutete die Praxis kaum zusätzlichen Aufwand. Im bestehenden Gesprächskreis in Schweinfurt wurde ein PC mit Kamera aufgestellt, „Kabul live dazu geschaltet“ und los ging es wie sonst auch. Einziger Unterschied: Hintergrundinfos zu den LB, Fragen der Teilnehmenden und Diskussionen drehten sich nicht nur um die vor Ort physisch Anwesenden, sondern wurden um die Stimme und Perspektive aus Kabul bereichert. Ich habe die Atmosphäre in diesem Kurs als eine besondere erlebt. War es das Glockenläuten der nahegelegenen Kirche in Schweinfurt, die in Kabul – da lange nicht gehört – Gänsehaut auslösten, so war es umgekehrt der atemberaubende Rundumblick über die Berge rund um die afghanische Hauptstadt. Gleichzeitig zeigte sich ein enger Kurszusammenhalt, als nach einem knapp entgangenen Anschlag (und wohl daraufhin heftigen Vorhaltungen der Angehörigen) Zuhören und moralische Unterstützung gefordert waren.

Zwischenschritt

Als nach mehreren prüfungsbedingten Abgängen in Schweinfurt kein Gesprächskreis mehr zustande kam, wurde der Kurs mit zwei aus der Umgebung von Schweinfurt stammenden Teilnehmenden und dem Studenten aus Kabul einfach nur noch als Online-Gesprächskreis durchgeführt.

Onlineprüfung

Nach Klärung der rechtlichen Voraussetzungen war es dann so weit, dass der mittlerweile im heißen Abu Dhabi (O-Ton: „Heute lediglich 38 Grad, allerdings nur im Schatten...“) arbeitende Student seine GK-Prüfung ablegte. Anwesend war er selbst in feinem Zwirn am Schreibtisch (wie gesagt in Abu Dhabi), daneben die Prüfer in Würzburg und der Beisitzer in Schweinfurt (Martin Ostermann erinnert sich noch an das Sofa, auf dem ich gesessen habe). Ausweis in die Kamera und los ging es. Gute Prüfung, die Prüfer aus Würzburg schalten sich weg, ein bisschen Nachkarten zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten und Schweinfurt und am Ende ein „Das wollte ich Ihnen noch zeigen“ aus Abu Dhabi. Der Student erhob sich und offenbarte unterhalb des Schreibtisches und somit außerhalb des Sichtfeldes der Kamera weniger feinen Zwirn, sondern Badehose und Wasserschüssel für die Füße. [Das war so – ich schwör!]“

Nach diesem „Einzelfall“ hat sich das Team von Theologie im Fernkurs gefragt, warum nicht regulär diejenigen Studierenden unterstützt werden können, die an den diözesanen Präsenzangeboten nicht teilnehmen können. Damit startete ThiF ein Pilotprojekt, für das wiederum Albrecht Garsky gewonnen werden konnte.

Dieser Pilot-Begleitzirkel lehnt sich an die Struktur der analogen Treffen an, also ein Treffen im Monat zu einem Lehrbrief. 

Eine Gruppe von Online-Begleitzirkel-Teilnehmern hat zusätzlich zu dem virtuellen Klassenzimmer, das die analogen Treffen ersetzt, immer auch noch ein Forum zum Austausch zur Verfügung. Hier werden in der Vor-und Nachbereitung zentrale Fragen zu den Lehrbriefen gemeinsam in der Gruppe erarbeitet.

Albrecht Garsky berichtet hierzu weiter:

Der nächste Schritt

Zu einem reinen Onlinekurs war es dann nicht mehr weit. Initiert von ThiF setzte ein Run auf den angebotenen Gesprächskreis zum Grundkurs ein, so dass ausgewählt werden musste. Aus den von ThiF gewünschten 20 Teilnehmenden und von mir auf „maximal 10“ begrenzten wurden dann nominell 13. Allerdings stellte sich recht bald heraus, dass die Präsenz des kostenfreien Gesprächskreises als sehr beliebig angesehen wurde. Kaum mehr als sechs Teilnehmende kamen im virtuellen Klassenzimmer „zusammen“. ThiF änderte die Kostenfreiheit umgehend, was mich damals vor dem Hintergrund etlicher anderer Erfahrungen sehr gefreut hat: Kirche ist auch lernfähig.

Erfahrungen

Der Gesprächskreis neigt sich dem Ende zu und eigentlich war es wie in den Präsenzkursen: von Yogalehrerin bis promovierter Rechtsanwältin, von evangelisch bis katholisch waren Menschen vertreten. Es wurden LB-Inhalte, aber auch sehr persönliche Dinge besprochen. Kontakte über den Gesprächskreis hinaus kamen zustande. Es war bereichernd für alle – mich eingeschlossen. Alle haben zu einem tieferen Verständnis des eigenen Glaubens gefunden – ich eingeschlossen. Nur kamen die Teilnehmenden eben nicht aus Schweinfurt, Kitzingen und dem Steigerwald, sondern aus Den Haag, Potsdam und Südtirol.“

 

 

 

Bei der Anmeldung zu dem Pilotprojekt wurde schnell klar, dass das Interesse an diesem Format sehr groß ist und noch weiter wachsen würde. ThiF plante also einen weiteren Online-Begleitzirkel. Als theologischer Fachexperte wurde diesmal Dr. Michael Lohausen gewonnen. Diese Veranstaltung bot Platz für 25 Teilnehmer, was der maximalen Kapazität des virtuellen Klassenzimmers entspricht. Der Kurs war nun auch kostenpflichtig, da der Aufwand für den Dozenten gedeckt werden musste. Termine und Themen für die virtuellen Klassenzimmer wurden zuvor veröffentlicht. 

Hier der Erfahrungsbericht von Dr. Michael Lohausen zu diesem zweiten Online-Begleitzirkel:

Der von mir geleitete Online Begleitzirkel ging Ende Juli 2017 an den Start. Die Einzeltreffen finden im Schnitt alle drei Wochen statt. Sie dauern abhängig von Themenumfang und -komplexität zwischen 1,5 und 2 Std. Es nehmen in der Regel ca. 10 Personen teil. Einige bringen sich sehr aktiv in die LB-Wiederholung und Diskussion ein. Andere hören lieber zu. Alle haben die Möglichkeit so mitzuarbeiten, wie es dem persönlichen Lernempfinden und den unterschiedlichen thematischen Interessen aktuell am besten entspricht.

Der Begleitzirkel profitiert von dieser offenen Lernatmosphäre, in der nicht unter Beweis gestellt werden muss, ob sich jemand die LB-Inhalte schon genau angeeignet hat und sich etwas Kluges dazu hat einfallen lassen. Die Vorbereitung liegt in der Verantwortung der Gruppe. Die relativ kurzen Abstände zwischen den Treffen bringen es mit sich, dass nicht immer die Zeit da ist, um die LB intensiv zu studieren. Ein akzeptabler Vorbereitungsaufwand ist vor allen Dingen für Teilnehmende, die voll berufstätig sind und sich mit Theologie im Fernkurs in ihrer Freizeit weiterbilden, beispielsweise das Querlesen entlang des Inhaltsverzeichnisses oder die Konzentration auf ausgewählte Themen. Es hat sich deshalb im Begleitzirkel eingespielt, das der Leiter jeweils im Vorfeld der Online-Termine eine Fragenliste zur Verfügung stellt, mit der versucht wird, die zentralen theologischen Aussagen in den LB herauszustreichen und zur Auseinandersetzung damit zu motivieren. Eine solche thematische Fokussierung ist für die Erschließung der inhaltlich dichten Texte sehr hilfreich.

Diese Herangehensweise öffnet Räume für die Diskussion und das eigenständige Weiterdenken. Der Bedarf, noch einmal gesagt zu bekommen bzw. auch selbst zu reformulieren, was in den Lehrbriefen im Einzelnen steht, ist bei den Teilnehmenden nicht sehr groß. Die Erwartungshaltung zielt mehr darauf, eine Orientierungsfähigkeit innerhalb der umfassenderen Zusammenhänge (LB-Themen im Ganzen) aufzubauen. Die Förderung eines theologischen Denkstils, der mit den angeeigneten Inhalten umzugehen weiß und neue wissenschaftliche, kirchliche und soziale Impulse aus christlicher Verantwortung heraus deuten und aufgreifen kann, ist auch mir als Leiter ein wichtiges Anliegen. Der Begleitzirkel trägt dazu bei, indem die Teilnehmenden vor dem Forum der Gruppe damit experimentieren können, eigene Meinungen und Einsichten als Theologen und Theologinnen im Gespräch zu vertreten, weiterzuentwickeln und dadurch im Austausch mit den anderen ihr eigenes Profil zu entdecken bzw. zum Ausdruck zu bringen. Eine solche theologische Persönlichkeitsbildung ist ein deutliches Plus dieses Veranstaltungsformats beispielsweise gegenüber der Einzelbeschäftigung mit den Lehrbriefen. Das Angebot von Online-Begleitzirkeln könnte in der Zukunft durch die Bereitstellung entsprechend zugeschnittener didaktischer Materialien noch attraktiver werden.“

 

 

 

Zentrale Rolle im Rahmen des E-Learning-Konzepts von ThiF spielt die Möglichkeit, schnell auf didaktische und organisatorische Umstände reagieren zu können. Aus diesem Grund wurde bereits zur Hälfte dieser Veranstaltungsreihe eine ausführliche Umfrage aller Teilnehmenden generiert.

Es wurde nach inhaltlichen, technischen und didaktischen Aspekten gefragt.

Mit diesen Erfahrungen wurde dann ein dritter Online-Begleitzirkel für den Grundkurs gestartet.

Diesmal mit Dr. Mathias Winkler als Begleitzirkelleiter. Dr. Winkler nahm die Erfahrungen aus den beiden Vorgängern in sein didaktisches Konzept auf. Interessant im Hinblick auf die Lernziele ist außerdem, dass er bereits als Prüfer bei ThiF fungiert. 

Auch Mathias Winkler hat einen kurzen Erfahrungsbericht geschrieben:

"Die Online-Begleitzirkel halte ich für ein sehr gutes Angebot. Das erleichtert es für viele Teilnehmende, die sonst nur schwer Zugang zu einem Begleitangebot hätten. Ein solches Angebot ist mehr als sinnvoll und absolut zeitgemäß. Es ist sicher etwas ungewohnt, das zu Hause vor einem Bildschirm mit einem Headset zu machen, aber man gewöhnt sich sehr schnell daran. Meine Erfahrung ist, dass die Teilnehmenden sich gut und aktiv beteiligen. Allerdings ist es auch leichter, in der anonymen Masse zu verschwinden, als man das in einem realen Klassenzimmer tun könnte. Auch der Online-Begleitzirkel lebt von der Diskussion, von Fragen und Interaktion. Das Format des Online-Begleitzirkels ist eine tolle Investition in die Zukunft des Fernkurses."

Und wie geht es weiter?

Das Konzept des Online-Begleitzirkels trifft allgemein auf sehr große Zustimmung. ThiF wird es als Instrument zur Begleitung der Studierenden und zur Optimierung der Kompetenzen beibehalten. Derzeit planen wir den ersten O-BGLZ für den Aufbaukurs Theologie. Außerdem lassen sich die Studienleiterinnen und Studienleiter in einem mehrwöchigem Kurs in der Planung und Moderation zum/zur Live-Online-Trainer/Trainerin weiterbilden.