Mein Weg mit Theologie im Fernkurs

Ein Bericht aus den Anfängen des Fernkurses

Im kommenden Jahr wird Theologie im Fernkurs 50 Jahre alt. Immer wieder kommt es vor, dass ehemalige Absolventinnen und Absolventen bei einem Besuch in Würzburg auch in den Büros von Theologie im Fernkurs vorbeischauen, um sich einen Einblick zu verschaffen, wie denn das logistische Zentrum des Fernkurses aussieht, mit dem sie manchmal über mehrere Jahre per Post oder Telefon verbunden waren. Auch zu anderen Gelegenheiten werden wir von Ehemaligen angesprochen, so z. B. beim Katholikentag in Münster. Ein älterer Herr sprach mich damals am Stand von Theologie im Fernkurs an und erzählte mir von seiner Zeit beim Würzburger Fernkurs. Ich habe ihn gebeten, mir doch schriftlich seine Eindrücke zu schildern. Im Februar 2019 kam ein sehr bewegender Brief von Wolfgang Hintz aus Münster in Würzburg an. Zunächst schildert Herr Hintz seine Biographie als Flüchtlingskind aus Ostpreußen, das unter schwierigsten Bedingungen nach dem Zweiten Weltkrieg seinen schulischen und beruflichen Werdegang meisterte. Danach kommt er auf Theologie im Fernkurs zu sprechen:

Aufmerksam wurde ich, so meine Erinnerung, auf „Theologie im Fernkurs“ in der Kirchenzeitung „Kirche und Leben“ auf einen kurzen Hinweis im Jahre 1970. Ich schrieb seinerzeit an den damaligen Leiter, Prof. Hofmann und schilderte mein Interesse. Meine Frage war, ob es sinnvoll und angebracht sei – mit Hinweis auf meine nicht sehr erfolgreich verlaufende „Schulbiografie“–, in den Fernkurs einzusteigen. Meine Absicht war es zunächst nur, den Grundkurs ohne Prüfungsabsicht anzusteuern. Meine Anfrage war sehr ausführlich. Noch ausführlich war dann die Antwort. Prof. Hofmann ermutigte mich, doch das ganze Vorhaben anzugehen. Leider ist mir die Korrespondenz abhanden gekommen und meine Erinnerung sehr lückenhaft. Mit viel Hoffnung und entsprechenden Erwartungen begann ich dann das „Abenteuer“.

Das erste Wochenende fand in der Katholischen Akademie in Schwerte statt. Die Vorstellung der Teilnehmenden machte mir deutlich, was sie an beruflichen Erfahrungen mitbrachten und welche Ausbildungswege sie gegangen waren. Die meisten hatten, so meine Erinnerung, ein Studium absolviert. Ich fragte mich, ob ich – das berücksichtigend – dem Studium überhaupt gewachsen wäre und mich nicht übernähme. Aber das gute Miteinander und die gute Atmosphäre bestärkten mich, erst einmal „an den Start“ zu gehen. Auch die vorausgegangene Ermutigung durch Prof. Hofmann hat mich bestärkt, mit dem Grundkurs zu beginnen und es ggf. auch dabei zu belassen – und das ohne Prüfungsabsichten.

Der Grundkurs näherte sich dem Ende und ich musste mich auch auf Zukunft hin entscheiden. Da bahnte sich eine unvorhergesehene Lösung an. Ein Landsmann, Priester im Bistum Hildesheim, kam nach Münster, um seine Doktorarbeit zu schreiben. Wir trafen uns öfter und sprachen darüber, was nun aus und mit mir werden solle. Ich nahm die Hilfe an und bereitete mich auf die erste Prüfung vor. Der gute Abschluss 1972 machte es mir leicht, weiterzumachen. Auch wenn der Aufbaukurs (1973) mir einige Schwierigkeiten bereitete, blieb ich dabei und entschloss mich, auch den Religionspädagogisch-katechetischen Kurs mit Prüfung abzuschließen (1976).

Wolfgang Hintz

Dieser beeindruckende Brief zeigt, welche Bedeutung Theologie im Fernkurs für katholische Laien nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil hatte und welches Engagement die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mitbrachten. Er macht aber auch deutlich, wie die Verantwortlichen „Feuer und Flamme“ waren, Laien katholische Theologie näher zu bringen, um so deren Verantwortung in und für die Kirche zu stärken. Im Brief von Wolfgang Hintz wird Prof. Hofmann erwähnt. Fritz Hofmann (1902-1977) war seit 1949 Professor für Dogmatik an der Universität Würzburg und wurde 1951 von Bischof Julius Döpfner kommissarisch mit der Leitung der Domschule beauftragt. Diesen Auftrag hat er bis zu seinem Tod ausgefüllt. Fritz Hofmann war ein begeisterter Erwachsenenbildner, 1957 war er bei der Gründung der Bundesarbeitsgemeinschaft für katholische Erwachsenenbildung beteiligt und lange Jahre deren 1. Vorsitzender. Unter seiner Federführung fanden ab 1966 eine Reihe von Konferenzen statt, die die Frage der Einführung eines Theologischen Fernkurses in Deutschland in theologischer, didaktischer, aber auch finanzieller Hinsicht behandelten. Vorbilder für theologische Fernkurse gab es seit 1940 in Wien und seit 1954 in Zürich. Auf der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz vom 24. bis 27. Februar 1969 in Bad Honnef wird den Plänen grundsätzlich zugestimmt, auf der Herbstvollversammlung in Fulda vom 22. bis 25. September 1969 wird „die Domschule Würzburg endgültig mit der Einführung des grundsätzlich bereits gutgeheißenen theologischen Fernkurses für Laien in Deutschland“ beauftragt.