Alle Wege führen … möglichst nahe an Heilige

Studienwoche in Rom

Rom, Faschingssamstag. Während es in Deutschland unwirtlich war, musste der Verfasser bei der Ankunft in Rom spontan an Respighis "Primavera" (Frühling) und "Pini di Roma" (Pinien) denken. Die Mandelbäume blühten und schmückten den Weg vom Gästehaus Casa Bonus Pastor zum Vatikan mit einem rosa Blütenteppich. Vor den Teilnehmenden lag eine interessante und vielfältige theologische Studienwoche "Christus und die Kirche". Hauptreferent war Msgr. Prof. Dr. Stefan Heid, Professor am Päpstlichen Institut für Christliche Archäologie. Damit war auch ein Schwerpunkt gesetzt: christliche Archäologie und Sakralarchitektur.

Am Sonntag führte ein Gang durch Rom zur deutschsprachigen Kirche Santa Maria dell' Anima, wo die Gruppe an der Messe teilnahm. Weiter standen die Führung durch den Campo Santo Teutonico und den Petersdom, dort die Teilnahme an der Vesper sowie am Abend ein Vortrag über das Petrusgrab auf dem Programm. Beim Petersdom handelt es sich bemerkenswerterweise um keine Kathedrale oder Dom, sondern um eine Basilica maior. Über dem Portal dieser Basilika Sankt Peter im Vatikan (San Pietro in Vaticano) steht in großen Lettern der Familienname des Erbauers Papst Paul V. "Borghese". Die Kathedrale des (Erz-)Bistums Rom und Sitz des Bischofs von Rom ist San Giovanni in Laterano, die natürlich auch besucht wurde.

Breiten Raum nahm die Besichtigung mehrerer Kirchen ein, darunter die vier Papstbasiliken ebenso wie Kirchbauten aus der Antike wie Santi Cosma e Damiano in unmittelbarer Nähe des Forum Romanum oder der frühmittelalterlichen Basilika Santa Prassede. Dort findet sich ein Mosaik der „Theodora Episcopa“ (Bischöfin Theodora), der Mutter von Papst/Bischof Paschalis I. (laut Prof. Heid) – oder doch einer Bischöfin (feministische Theologie)?

In der antiken Kunst war der Heiligenschein (lat. nimbus) ein Zeichen der Macht oder des Göttlichen. Auch vergöttlichte römische Kaiser wurden teilweise mit Nimbus abgebildet. In der christlichen Kunst wurde die antike Gloriole zuerst Jesus Christus, dann den Päpsten, später den Heiligen gegeben. Ein eckiger Heiligenschein weist Theodora als noch lebende Person aus.

Bei der Generalaudienz mit Franziskus am Aschermittwoch grüßte der Papst – zum Greifen nah – auch „die Schülerinnen und Schüler der Domschule Würzburg“.

Überraschende Einblicke gewährte der anschließende Besuch bei der Glaubenskongregation mit Msgr. Dr. Manfred Bauer. Sie besteht aus fünf Abteilungen; eine davon befasst sich mit Lehrverfahren. Die größte ist für Disziplinarverfahren zuständig, wovon derzeit 85 Prozent Missbrauchsverfahren ausmachen. In den drei weiteren Abteilungen geht es um Ehe-Auflösungen (wofür nicht nur die Rota, also der ordentliche Appellationsgerichtshof, der für den Papst die ordentliche Gerichtsbarkeit ausübt, zuständig ist), in einer eigenen Abteilung um die Piusbruderschaft und das Archiv. Unter den rund 50 Mitarbeitenden befinden sich auch einige Frauen.

Freitag: ÖPNV-Streik. Dann eben ganztägig in die (fußläufig erreichbaren) Vatikanischen Museen mit der Sixtinischen Kapelle, dem Ort des Konklave. Herr Franz hatte zuvor in die ästhetische und theologische Konzeption der Sixtina insbesondere der Deckenfresken und der Darstellung des jüngsten Gerichts eingeführt. Michelangelos künstlerische Freiheiten können durchaus als ein „Skandal“ gelten. Durch Herrn Franz vorbereitet erkannten die Teilnehmenden auch umstrittene künstlerische Darstellungen wie z.B. Gottvater mit entblößtem Hinterteil oder küssende Männer. Das Stirnwandfresko „Jüngstes Gericht“ war Anlass für einen heftigen Streit zwischen Michelangelo und Kardinal Carafa, der die Darstellung als amoralisch und obszön bezeichnete – und von Michelangelo daher in der Hölle in einer unangenehmen Situation dargestellt wurde.

Das Programm enthielt noch viele weitere interessante Punkte wie Begegnung und Gottesdienst mit der geistlichen Laien-Gemeinschaft Sant‘ Egidio mit ihren 3 „P“ „Preghiera, Poverta, Pace“ (Gebet, Armut, Frieden) in Trastevere. Ebenso gab es ein Gespräch mit Roland Juchem, Rom-Korrespondent der Katholischen Nachrichten-Agentur (Informationskanäle aus dem Vatikan), ein Studienabend zu Lumen gentium und Gaudium et spes, die Teilnahme am Angelusgebet auf dem Petersplatz, den Konstantinsbogen, die Führung durch die Priscilla-Katakombe, außerordentlich interessante Erläuterungen zu Kirchen, zur frühen Gottesdienstpraxis (beispielsweise das Beten mit erhobenen Händen) …

Erster Fastensonntag: Heimreise statt Hirtenbrief. Der Verfasser, überzeugter und versierter Individualtourist, blickte beglückt und mit großer Dankbarkeit auf seine erste Studienreise zurück, denn diese Einblicke hätte er alleine, ohne die Herren Franz und Meyer-Ahlen sowie die Referenten, nicht erhalten – und auch die Gemeinschaft war nett.

Wer weiterlesen möchte, wird in ein paar Monaten weitere Informationen in der Zeitschrift des Bibelwerks „Welt und Umwelt der Bibel“ 1/2020 (Nr. 95) finden. Heute schon kann der Römerbrief samt Einführung, ggf. auch im Stuttgarter Neuen Testament, gelesen werden.

Klaus Herberts