50 Jahre Theologie im Fernkurs

Neuer Termin für das Jubiläumswochenende: 30. April bis 2. Mai 2021 mit Bischof Dr. Georg Bätzing

Ende März 2020 hat Theologie im Fernkurs das Wochenende zum 50-jährigen Jubiläum vom 24. bis 26. April 2020 aufgrund der staatlichen Maßnahmen zur Corona-Pandemie absagen müssen. Zwei Jahre Vorbereitungszeit, beginnend mit der Anfrage im Büro von Kardinal Marx, waren damit auf den ersten Blick nahezu umsonst. Zahlreiche Fernkursstudierende, die sich zum Studientag angemeldet hatten, und viele Gäste aus allen deutschen (Erz-)Diözesen, die in Würzburg an den Feierlichkeiten teilnehmen wollten, wurden informiert.

 

Bereits vorher mit der Ankündigung von Reinhard Kardinal Marx, nicht mehr als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz zur Verfügung zu stehen, war eine gewisse Irritation in den Vorbereitungen entstanden. Wer würde wohl jetzt als neuer Vorsitzender der Bischofskonferenz gewählt werden und nach Würzburg kommen? Der dann neugewählte Vorsitzender, der Limburger Bischof Dr. Georg Bätzing, hat dann seinen Vorgänger gebeten, diesen Termin zum 50-jährigen Jubiläum von Theologie im Fernkurs noch in seinem Auftrag wahrzunehmen.

Zwar beschäftigt noch die Corona-Pandemie, aber Theologie im Fernkurs hat mit Bischof Dr. Georg Bätzing jetzt einen neuen Termin für das Jubiläum ausgemacht, in der Hoffnung, dass dieser Termin stattfinden kann und möglichst viele Gäste nach Würzburg kommen werden:

Das Jubiläumswochenende beginnt mit dem Studientag, der auch als reguläres Wochenende für Fernkursstudierende des Grundkurses und des Aufbaukurses Theologie angerechnet wird, am Samstag, 1. Mai 2021, zum Thema „Theologie für alle. Die Bedeutung theologischer Bildung für die Glaubenskommunikation“ im Exerzitienhaus Himmelpforten.

Am Sonntag, 2. Mai 2021, wird Bischof Dr. Georg Bätzing im Kiliansdom einen Pontifikalgottesdienst feiern und beim anschließenden Festakt die Festrede halten. Dem schließt sich ein Empfang im Burkardushaus, dem Sitz von Theologie im Fernkurs, an.

Pünktlich zum ursprünglichen Jubiläumstermin ist eine von Dr. Thomas Franz, dem Leiter von Theologie im Fernkurs, herausgegebene Festschrift "Theologie für alle. 50 Jahre Theologie im Fernkurs" erschienen. Diese Festschrift kann zu einem Preis von 16,90 € im Buchhandel erworben werden. Die nachstehende Einführung in diese Festschrift gibt einen Überblick über den Inhalt dieses Bandes.

Theologie für alle. Konzeptionelle und historische Aspekte eines Jubiläums

„Mehr vom Glauben wissen“ – unter diesem Motto bietet Theologie im Fernkurs sein theologisches Kurs- und Studienangebot im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz seit 50 Jahren an. Das Motto selbst wurde nach einem längeren Prozess zur Jahrtausendwende kreiert, als Theologie im Fernkurs erstmals eine eigene Website erhielt und die corporate identity nicht nur nach einer visuellen Gestaltung, sondern auch nach einem treffenden Slogan verlangte.

„Mehr vom Glauben wissen“ – dieses Motto verdeutlicht aber auch avant la lettre die theologische Bildungsarbeit, die seit 1970 im Fernkursbereich der Domschule Würzburg geleistet wurde. Die vielen Gründerväter und die vereinzelten Gründermütter von Theologie im Fernkurs hätten sich zweifelsohne bereits in der Gründungsphase damit identifizieren können.

„Mehr vom Glauben wissen“ – dieses Motto verbindet die Dimensionen des kirchlich-lehramtlichen Glaubens, der wissenschaftlich-akademischen Reflexion dieses Glaubens und der geschichtlich-gesellschaftlichen Verortung der Personen, die sich dem Mehr des Glaubenswissen stellen wollen. Im Kontext der 1960er-Jahre waren dies die Laien in der Kirche. Jahrzehntelange theologische Arbeit führte zu der Kopernikanische Wende des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) in der Neuausrichtung der Kirche und ihres Sendungsauftrags zur Evangelisierung.

Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils wie die Kirchenkonstitution Lumen gentium mit der Lehre von den drei Ämtern Christi, die zwar in je spezifischer Weise doch für alle in der Kirche gelten, und das Dekret über das Laienapostolat Apostolicam actuositatem, das den Sendungsauftrag der Laien mit dem Auftrag zur theologischen Bildung verknüpfte, haben hier Grundlagen geschaffen. In der Folge hat beispielsweise Papst Paul VI. 1975 diesen Auftrag zur Evangelisierung in seinem Apostolischen Schreiben Evangelii nuntiandi weiter verdeutlicht. In dieser Linie liegt auch das Apostolische Schreiben Evangelii gaudium von Papst Franziskus aus dem Jahr 2013. Beide Texte fragen die heutigen Kontexte von Evangelisierung in einer zunehmend pluralen und säkularen Welt an. Auch die deutschen Bischöfe haben in dem Papier von 2015 Gemeinsam Kirche sein. Wort der deutschen Bischöfe zur Erneuerung der Pastoral diese seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil gültigen ekklesiologischen Prinzipien erneut nachdrücklich unterstrichen.

Lehrende und lernende Kirche sind seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil nicht mehr hierarchisch zugeordnet, sondern wechselseitig aufeinander bezogen. Unter diesem Vorzeichen haben bereits die Gründerväter von Theologie im Fernkurs betont, dass das Bildungsangebot Theologie für Laien insbesondere auch bedeutet Theologie mit Laien.[1] Das Zusammenspiel der Kirche als Volk Gottes aus Gläubigen, Fachtheologen und Amtsträgern ist jüngst im Zeichen einer synodalen Erneuerung der Kirche als „dynamische Zirkularität“ bezeichnet worden.[2] Damit bestätigt sich die Grundintention der kirchlichen Amtsträger und Theologen, die sich nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil für die Einrichtung theologischer Fernkurse für Laien an der Domschule Würzburg eingesetzt haben.

Wenn Theologie im Fernkurs 2020 sein 50-jähriges Bestehen feiert, so folgt es einer Tradition früherer Jubiläen, nicht nur zu feiern, sondern sich auch explizit seiner kirchlichen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Bildungsverantwortung in einer Studienveranstaltung zu vergewissern, an der aktive Fernstudierende, Absolventinnen und Absolventen, aber auch die interessierte Öffentlichkeit teilnehmen können: Der Studientag am 25. April 2020 in Würzburg „Theologie für alle. Die Bedeutung theologischer Bildung für die Glaubenskommunikation“ ist thematisch bewusst offen gehalten. Längst wird das Angebot von Theologie im Fernkurs nicht mehr nur von engagierten ehrenamtlichen Laien in der Kirche wahrgenommen. In den 50 Jahren seines Bestehens sind auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer heterogener geworden. Das Spektrum reicht von Mitgliedern anderer Religionen und Konfessionen bis hin zu Konfessionslosen, die zwar überlegen, in die katholische Kirche einzutreten, aber diesen Schritt nicht immer tun. Der Begriff „Glaubenskommunikation“ korreliert mit dieser Weite des Personenkreises, der sich für das Angebot von Theologie im Fernkurs interessiert. Es reicht von sachlichen Informationen über den christlichen Glauben, über das Verstehenwollen kirchlicher Praxis und Lehre bis hin zur spirituell-mystagogischen Vertiefung der eigenen Gottesbeziehung.

Die Bedeutung theologischer Bildung sollte am Studientag zum Fernkursjubiläum aus der je unterschiedlichen Perspektive praktischer, historischer, systematischer und biblischer Theologie von theologischen Fachexperten beleuchtet werden. Die für den Studientag ausgesuchte Referentin sowie die drei Referenten sind in unterschiedlicher Weise mit Theologie im Fernkurs verbunden: als Lehrbriefautorin und -autoren, als Referentin und Referenten, als Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats und als ehemalige Studienleiterin. Für diesen als Festschrift konzipierten Band haben sie vorab ihre Beiträge zur Verfügung gestellt.

Die vier Beiträge bilden den ersten Teil der Festschrift unter dem Titel „Zum Profil theologischer Bildung“. Der Kirchenhistoriker Joachim Schmiedl behandelt angesichts der gegenwärtigen Lage der Kirche in Deutschland und dem begonnenen synodalen Weg die relativierende Sicht auf vermeintlich immer schon gewesene kirchliche Zustände. Aus dem Blickwinkel der biblischen Botschaft verweist der Neutestamentler Thomas Söding auf die theozentrische Ausrichtung christlicher Bildung, die nicht zuletzt auch für spezifische Gruppen in den frühchristlichen Gemeinden von großer Bedeutung war. Ute Leimgruber und Hans-Joachim Sander fokussieren ihre Beiträge auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Theologie im Fernkurs. Im Rückgriff auf die Theologie des Laienapostolats im Umfeld des Zweiten Vatikanischen Konzils macht Leimgruber den fundamentalen Paradigmenwechsel in der Zuordnung von Heils- und Weltdienst und der darin stattfindenden ekklesiologischen Verortung der Laien prononciert deutlich. Sander fragt angesichts des säkularen Zeitalters mit der zunehmend präsenten Möglichkeit des Nichtglaubens und der durch den Missbrauch verursachten Krisensituation der Kirche pointiert provokant, worin denn das Mehr des Glaubens liege, das im Motto von Theologie im Fernkurs behauptet wird.

Im zweiten Teil dieser Festschrift behandeln drei Beiträge die Geschichte von Theologie im Fernkurs. Zwei Beiträge, die bereits zum 20-jährigen bzw. zum 40-jährigen Jubiläum von Theologie im Fernkurs entstanden sind, wurden durch einen dritten Beitrag zu den Jahren 2010 bis 2020 ergänzt. Damit wird eine historische Gesamtsicht auf Theologie im Fernkurs deutlich, die gleichermaßen Kontinuität wie Wandel impliziert.

Einem Jubiläum wie dem 50-jährigen Bestehen von Theologie im Fernkurs ist das Genre der Festschrift geschuldet, der Dr. Franz Jung, der Bischof von Würzburg als dem Belegenheitsbistum von Theologie im Fernkurs, ein Grußwort beigegeben hat. Zu hoffen ist, dass die theologischen Einsichten zum Nachdenken über die Bedeutung theologischer Bildung und die historischen Einblicke zum nachhaltigen Interesse an der Arbeit von Theologie im Fernkurs führen.

Die Durchführung des 50-jährigen Jubiläums wie die Erstellung dieser Festschrift wären ohne die finanzielle Unterstützung des Verbands der Diözesen Deutschlands, der Diözese Würzburg und des Vereins Freunde und Förderer von Theologie im Fernkurs e. V. nicht möglich gewesen. Den jeweiligen Verantwortlichen gilt daher ein herzlicher Dank.

Theologie für alle – so die Überzeugung des Herausgebers – zielt letztlich auf eine Theologie mit allen. Diese Festschrift ist daher allen gewidmet, die sich aus ganz unterschiedlichen Interessenslagen und Motivationen in den vergangenen 50 Jahren auf das Wagnis „Mehr vom Glauben wissen“ eingelassen haben.

Thomas Franz


[1] Vgl. Pretscher, Josef, Theologie im Fernkurs – Theologie mit Laien, wieder abgedruckt in diesem Band, 115-143.

[2] Internationale Theologische Kommission, Die Synodalität in Leben und Sendung der Kirche (Verlautbarung des Apostolischen Stuhls 215), hg. vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn 2018, Nr. 94.