Abschied eines Studienleiters

Oder: Vielfalt macht das Leben reicher

Als ich im September 2014 meine Stelle als Studienleiter bei Theologie im Fernkurs antrat, verfügte ich nicht nur über mehr als eineinhalb Jahrzehnte Erfahrung in der Erwachsenenbildungsarbeit und als theologischer Dozent, sondern hatte auch bereits den Grund- und Aufbaukurs Theologie betreut. In meiner Zeit als Bildungsreferent an St. Ursula im Bistum Erfurt (2012 bis 2014) war eines meiner Haupttätigkeitsfelder die Begleitung des Grundkurses und des Aufbaukurses Theologie. Wegen des „Erfurter Modells“ traf sich die jeweilige Kursgruppe ca. alle sechs Wochen zu einem Kurswochenende im Bildungshaus am Erfurter Anger und einzelne Lehrbriefe bzw. die damit verbundenen Themen standen im Mittelpunkt (z.B. die Einleitung in das Alte Testament). Ich kam in Würzburg also bereits mit Grund- und Aufbaukurs-Lehrbriefen im Gepäck an und kannte das „Prinzip Fernkurs“ aus der diözesanen Perspektive.

Vielfalt der Begegnungen

Schon während meines Lehramts- und Magisterstudiums (von 1993 bis 2000) in den Fächern Germanistik, Philosophie und Theologie hatte ich ab 1994 in verschiedenen Städten des Ruhrbistums Essen Vorträge im Auftrag der katholischen Bildungswerke oder anderer diözesaner Einrichtungen gehalten und Jugend- und Erwachsenenbildungsangebote betreut. Theologie im Fernkurs bot mir die Möglichkeit, all diese Vorerfahrungen in einer deutschlandweiten Tätigkeit zusammenzuführen. Gerade auch die (Dienst-)Reisen in verschiedene Orte Deutschlands habe ich als sehr reizvoll wahrgenommen und die Begegnung mit unterschiedlichen Menschen aus zahlreichen Regionen Deutschlands als sehr bereichernd erlebt. Dadurch, dass ich neben meinem Heimatort Essen bereits an so unterschiedlichen Orten wie Berlin, Eichstätt und Erfurt gelebt hatte, fiel es mir auch nicht schwer in der „weinfränkischen“ Metropole Würzburg Fuß zu fassen und mich bald heimisch zu fühlen.

Theologie im Fernkurs zeichnet sich inhaltlich dadurch aus, dass es die ganze Bandbreite der Theologie und der damit verbundenen Berufe (Gemeindereferentinnen und -referenten, Religionslehrkräfte und Diakone) über ein Fernstudiumsangebot an Menschen vermittelt, die sich bereits in der zweiten oder gar dritten Lebensphase befinden. Nach Schul- und Berufsausbildung und Berufstätigkeit ist oft auch schon die Familienphase weit vorangeschritten. Ich begegnete mit meiner Fachkompetenz (als Dozent und Theologe) also Menschen, die selbst wieder zahlreiche und vielfältige eigene Erfahrungen und Kompetenzen mit einfließen lassen konnten. Durch meinen Schwerpunkt der Lehrerbildung konnte ich erleben, mit welch hoher Motivation und großem persönlichen Engagement sich die Fernstudierenden in die Aufgabe, Religionsunterricht zu erteilen, stürzten. Zwar geriet so manche Frau und mancher Mann an die Grenzen der beruflich-privaten Belastungsgrenze, aber die hohe Motivation machte Vieles möglich, was mich immer wieder aufs Neue beeindruckte.

Vielfalt der Betätigungsfelder

Parallel zur theologischen Bildung bzw. Bildungsarbeit verlief und verläuft aber in meiner Biografie der Strang „Film und Medien“. Nachdem ich 1994 meinen ersten Vortrag in der Erwachsenenbildung gehalten hatte, konzipierte ich 1995 die erste Filmreihe im gleichen Bereich, 1998 folgte das Projekt der Sakramentenpastoral „Film und Firmung“. Im Zuge der Einrichtung der ersten diözesanen Jugendkirche Deutschlands („Tabgha“ in Oberhausen) im Jahr 2000 verantwortete ich mit anderen im Team das Filmprogramm „Cinema Paradiso“. Für Tage religiöser Orientierung initiierte ich ein Film-basiertes Jugendbildungskonzept und verfasste dann meine Doktorarbeit in der Fundamentaltheologie über „Gottessuche in Film und Literatur“. Es folgten Filmseminare an den Universitäten Bochum, Eichstätt und Erfurt, die Berufung in die katholische Filmkommission Deutschlands und seit einigen Jahren bin ich als Jugendschutzprüfer für die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) tätig. Viele Freunde und Weggefährten waren also über meine erfolgreiche Bewerbung für die Leitung der Fachstelle Medien und Digitalität des Erzbistums München und Freising keineswegs überrascht. Knapp 20 Jahre nach Durchführung meines ersten Filmseminars im Wintersemester 2000/2001 in Bochum habe ich nun die Medienarbeit vom Neben- zum Hauptberuf gemacht.

Vielfalt der Erfahrungen

Meine Betätigungsfelder, Orte und Erlebnisse waren vor allem durch Begegnungen geprägt. Dieser Form des Arbeitens und Lebens, geprägt von Begegnungen und den damit verbundenen Herausforderungen, möchte ich treu bleiben – um auf diese Weise auch mir selbst treu zu bleiben. Ein Highlight in der Zeit von Theologie im Fernkurs war auf Seiten der Kursarbeit sicherlich die Studienfahrt nach Israel und die damit verbundenen noch intensiveren Begegnungen und gemeinsamen Erlebnisse. Auf Seiten der Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen habe ich sehr die Teamarbeit und freundliche Atmosphäre in Würzburg geschätzt. Die Studienleitung kann sich stets auf die hervorragende Arbeit in der Verwaltung verlassen und umgekehrt wird sich ebenfalls gegenseitig unterstützt und es gibt regen Austausch mit der Verwaltung. Die gute Teamarbeit, das freundliche Miteinander und die gemeinsame Freude an der Arbeit bleiben mir sicherlich in Erinnerung und dafür kann ich mich auch kaum genug bedanken.

So wünsche ich allen Fernkursteilnehmenden, deren Wege ich kreuzen durfte, und vor allem dem Team von Theologie im Fernkurs eine gleichbleibend hohe Motivation und die Beibehaltung der tollen Ausgestaltung des Fernstudiums. In den sechs Jahren meiner Tätigkeit dort konnte ich einiges bewegen und an vielen Projekten mitarbeiten. Manches musste ich nun noch im Aufbau zurücklassen, bin aber zuversichtlich, dass es eine gute Fortsetzung erfährt.

Danke für die gemeinsame Zeit und hoffentlich gibt es manche Begegnung und manchen Kontakt auch in Zukunft. Herzliche Grüße und Alles Gute

Martin Ostermann