Modulare Revision des Pastoraltheologischen Kurses

Modularisierung ist zum Studieneinstieg April 2020 erfolgreich gestartet

In den letzten Jahren wurde die modulare Struktur des Pastoraltheologischen Kurses (= PK) durch einen Projektbeirat aus erfahrenen Fachwissenschaftlerinnen und Fachwissenschaftlern sowie Ausbildungsverantwortlichen in den (Erz-)Diözesen wissenschaftlich und pastoral erarbeitet und begleitet. Die Umsetzung der modularen Struktur des PK erfolgt dabei in zwei Schritten: Zum Studieneinstieg April 2020 basiert der Kurs auf zwölf neu konzipierten bzw. grundsätzlich überarbeiteten Lehrbriefen sowie auf zwölf Lehrbriefen aus dem bisherigen Materialbestand. Voraussichtlich bis Ende 2021 werden auch die restlichen zwölf Lehrbriefe neu konzipiert bzw. überarbeitet vorliegen.

Erstmals ein Lehrbrief im digitalen und multimedialen Design

Der PK befähigt bei erfolgreichem Abschluss, in einer Gemeinde pastorale Dienste hauptberuflich, nebenberuflich oder ehrenamtlich zu übernehmen. Die durchgeführte Modularisierung flexibilisiert die pastoraltheologischen Themen und reagiert somit auf die gegenwärtigen Herausforderungen in der pastoralen Tätigkeit. So wurden Lehrbriefe erstellt, die auf die neueren (kirchlichen) Entwicklungen Bezug nehmen. Auch hinsichtlich der äußeren Gestalt der Lehrbriefe gibt es eine Neuerung; neben den bisherigen Print- und PDF-Formaten wird zunächst ein Lehrbrief des PK in digitalem Design mit multimedialen Funktionen den Fernstudierenden zur Verfügung gestellt.

Im neu konzipierten PK gibt es insgesamt vier Module, d.h. Lehreinheiten innerhalb des Kurses. Diesen Modulen werden insgesamt 24 Lehrbriefe zugeordnet, die sich hinsichtlich des jeweiligen Themas zu einem entsprechenden Modul gruppieren lassen. Der PK besteht aus folgenden vier Modulen:

Modul 1: Lebenssituationen

Am Beginn des Kurses werden die Lebenssituationen und die Biografizität des pastoralen Handelns thematisiert. Hier ist besonders die Sakramentenpastoral zu berücksichtigen, da sie eine Vielzahl der Sakramente an biografisch relevanten Wendepunkten verortet. Daran schließt sich die Hinwendung auf bestimmte biografische Ebenen an: Neben dem Blick auf gegenwärtige Beziehungsformen werden die Kinder- und Jugendpastoral, die Krankenpastoral und Sterbebegleitung, die Altenpastoral sowie die kirchliche Erwachsenenbildung in den Blick genommen.

Modul 2: Orte der Seelsorge

Das zweite Modul wendet sich unterschiedlichen Handlungsfeldern der Pastoraltheologie zu. Zunächst soll das Thema Pastoralgemeinschaft und Zivilgesellschaft entwickelt werden. Danach erfolgt ein Blick auf die Gemeindetheologie und auf den Bereich der Weltkirche. Das kirchliche Handeln in der Mediengesellschaft sowie der Kirchenraum in Zusammenhang mit der Kirchenkunst und Kirchenmusik sind ebenfalls Gegenstand dieses Moduls. Abgeschlossen wird dieses zweite Modul mit einem Lehrbrief zum Gottesdienst.

Modul 3: Kompetentes Handeln

Das dritte Modul nimmt die Kompetenzen der pastoral Handelnden in den Blick – kirchenrechtlich und rollenspezifisch ebenso wie personell und institutionell. Dieser Block steht in enger Verbindung zur Praxisausbildung und zu den bereits genannten Grundkompetenzen. Die Inhalte der Lehrbriefe sind von besonderer Bedeutung hinsichtlich der in der Praktikumsmappe aufgeführten Handlungsfelder und Aufgaben.

Modul 4: Pastoraltheologische Reflexion

Das vierte Modul behandelt die Grundlagen der Pastoraltheologie, beginnend mit einem Lehrbrief über die Grundlegung des Pastoralbegriffs. Die folgenden Lehrbriefe widmen sich gegenwärtigen pastoraltheologischen Themenfeldern, und zwar dem Thema Mission heute sowie dem Thema Kommunikation und Interaktion. Im Anschluss erfolgt die Beschäftigung mit der diakonischen Pastoral, denn das Wesensmerkmal allen kirchlichen Handelns ist die Diakonie, die alle Handlungsfelder prägen sollte. Mit einem Blick auf das Thema Verkündigung und professionell-pastorales Handeln wird das Modul abgeschlossen.

Nachfolgend werden die bereits neu erschienenen Lehrbriefe aus den vier Modulen des Kurses vorgestellt. Weitere Lehrbriefe werden in den nächsten Monaten erscheinen und dann ebenfalls kurz skizziert. Die Nummerierung erfolgt gegliedert nach Modulen, z.B. enthält Modul 1 fünf Lehrbriefe, die dementsprechend als Modul 1.1, Modul 1.2 usw. gekennzeichnet sind.

Beziehung leben – in Partnerschaft, Ehe, Familie und anderen Lebensformen

Im Gegensatz zum immer wieder angekündigten Ende der Ehe und der Familie hat die Wertschätzung für Partnerschaft, Ehe, Familie und Freunde nicht ab- sondern deutlich zugenommen. Der Wunsch nach einem familialen Lebensort ist in modernen Gesellschaften umso ausgeprägter, als die öffentlichen Orte als immer unpersönlicher, anonymer sowie zunehmend namen- und gesichtslos erfahren werden. Menschen suchen nach einem familialen Lebensort, einem Raum, in dem sie beziehungsreich und beziehungsintensiv leben, einander trauen können und miteinander vertraut sind. Familialer Lebensort meint dabei nicht allein ‒ und schon gar nicht ausschließlich ‒ Ehe und Familie. Zur gesellschaftlichen und auch zur kirchlichen Wirklichkeit heute gehören neben diesen „Beziehungsklassikern“ längst auch eine Vielfalt weiterer Lebens- und Beziehungsformen, in denen Menschen füreinander verlässliche und verbindliche Gefährtinnen und Gefährten des Lebens sind. Menschen in ihren unterschiedlichen Beziehungsformen wertschätzend wahrzunehmen und zu begleiten, ist das Anliegen einer prozess- und wachstumsorientierten Beziehungspastoral. In dem Lehrbrief „Beziehung leben ‒ in Partnerschaft, Ehe, Familie und anderen Lebensformen“ (Modul 1.2) von Prof. Dr. Manfred Belok steht am Anfang die Wahrnehmung der Wirklichkeit von Partnerschaft, Ehe, Familie und anderen Lebensformen. Es werden die in den einzelnen Beziehungsformen erkennbaren Lebenswünsche, aber auch die Risikofaktoren, die bis hin zu Trennung und Scheidung führen können, benannt. Die Vision von Partnerschaft, Ehe und Familie wird im Horizont christlichen Glaubens aufgezeigt. Abschließend wird das Grundanliegen einer prozess- und wachstumsorientierten Beziehungspastoral exemplarisch im Hinblick auf die Lebensform Partnerschaft und Ehe sowie im Hinblick auf Menschen, die geschieden und zivilrechtlich wiederverheiratet sind, entfaltet.

Weltkirchliche Pastoral

Die Erweiterung des eigenen Horizonts und die Vorstellung der weltweiten Dimension der Kirche sind die Ziele des Lehrbriefs „Weltkirchliche Pastoral“ (Modul 2.3). Dr. Michael Meyer ist durch seinen mehrjährigen Einsatz in der weltkirchlichen Partnerschaftskommission der Bolivianischen Bischofskonferenz in La Paz und seine Arbeit bei missio in Aachen prädestiniert für das vorliegende Thema. Ausgehend von der Weltkirche als Gemeinschaft von Ortskirchen, die im Pontifikat von Papst Franziskus eine deutliche Betonung erhalten hat, wird zunächst christliche Mission – auch in ihren vielfältigen Spannungen – in den Blick genommen. Durch einen ausführlichen Abschnitt zu den Kirchen in Asien, Afrika und Lateinamerika gewinnt das Thema Weltkirche an Kontur und Konkretion. Auf dieser Grundlage stellt der Lehrbrief die Vernetzung der deutschen Ortskirchen und kirchlichen Hilfswerke, einzelner Personen, aber auch Personengruppen in die Weltkirche hinein dar. Abschließend werden ausgewählte aktuelle Fragestellungen der Weltkirche thematisiert.

Katholische Kirche und Medien

Der Lehrbrief „Katholische Kirche und Medien“ (Modul 2.4) von Prof. Dr. Wolfgang Beck, Juniorprofessor für Pastoraltheologie und Homiletik an der Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt a. M., beschäftigt sich mit dem spannungsreichen Verhältnis von katholischer Kirche und Medien. Ausgehend von der Beschreibung gegenwärtiger Wahrnehmungen zur Mediennutzung und zur gesellschaftlichen Prägekraft moderner Medien zeichnet der Lehrbrief die theologischen Grundlagen und anschließend die historische Entwicklung kirchlicher Mediennutzung nach. Mithilfe der facettenreichen Darstellung der Neuentwicklungen im Bereich der Medien (v.a. Social Media) können markante Potenziale der gegenwärtigen Medienlandschaft bestimmt werden. Welche Konsequenzen digitale Medien für pastorale und liturgische Angebote haben und welche Kommunikationsstrategien sich für die katholische Kirche ergeben, ist ebenfalls Gegenstand dieses Lehrbriefs.

Sozial-diakonische Kompetenzen

Der Lehrbrief „Sozial-diakonische Kompetenzen“ (Modul 3.2) befasst sich mit den für das sozial-diakonische Handeln der Kirche erforderlichen Kompetenzen. Der Lehrbrief ist durch zwei Dreier-Schemata inhaltlich gekennzeichnet. Zum einen werden die jeweiligen Kompetenzen der Wahrnehmung, der Reflexion und Bewertung sowie des Handelns aufgeführt und erläutert. Es gilt Not wahrzunehmen, diese sachgerecht zu reflektieren und zu bewerten, um anschließend adäquat zu handeln. Diese drei Kompetenzbereiche entsprechen dem Dreischritt Sehen – Urteilen – Handeln, der seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil zum methodischen Kernbestand der Theologie gehört. Zum zweiten werden diese drei Kompetenzbereiche den in den Sozialwissenschaften üblichen drei gesellschaftlichen Ebenen zugeordnet: Die mikrosoziale Ebene befasst sich mit den individuellen Beziehungen, mit der mesosozialen Ebene sind größere Gruppen und Organisationen gemeint, die makrosoziale Ebene umfasst schließlich die gesamtgesellschaftlichen Strukturen und großen Institutionen. Die Zuordnungen der unterschiedlichen Kompetenzbereiche zu den drei gesellschaftlichen Ebenen ergibt ein umfassendes Bild sozial-diakonischen Handelns der Kirche. Dieses wird einleitend biblisch mit der Reich-Gottes-Botschaft Jesu begründet und abschließend in das Gesamt der kirchlichen Grundvollzüge eingebunden. Für alle, die auf dem Weg zu einem pastoralen Dienst in der Kirche sind, bietet dieser Lehrbrief einen klar strukturierten, theologisch wie sozialwissenschaftlich fundierten Überblick über die „Kunstfertigkeit“ diakonischen Handeln. Nicht zuletzt beschreitet Theologie im Fernkurs mit diesem ausschließlich online vorhandenen LB Neuland in Richtung digitaler Lehr-Lern-Formate. Der Autor dieses Lehrbriefs, Prof. Dr. Gerhard Kruip, ist seit 2006 Professor für Christliche Anthropologie und Sozialethik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Mainz.

Didaktisch-methodische Kompetenzen

Der Lehrbrief „Didaktisch-methodische Kompetenzen“ (Modul 3.3) von Prof. Dr. Claudia Gärtner, die an der Technischen Universität Dortmund lehrt, gibt einen facettenreichen Einblick in die Grundbedingungen für die Erstellung und Durchführung religiöser Lehr-Lernarrangements, die sowohl für den Religionsunterricht als auch für die gemeindliche Arbeit hilfreich sind. Durch seinen Reichtum an Beispielen und Bezügen zu konkreten Situationen gibt der Lehrbrief neben der theoretischen Grundlegung immer wieder praktische Hilfestellungen z.B. mit Blick auf die Methoden in religiösen Lehr-Lernsituationen, die immer rückgebunden sind an die Didaktik. Mit der breiten Thematisierung der (neuen) Medien sowie deren sinnvollen Auswahl für religiösen Lehr-Lernarrangements beweist der Lehrbrief auch eine große Aktualität für eine sich in manchen Dingen neu aufstellende Pastoral.

Personal-seelsorgliche Kompetenzen

Seelsorge, ja Kirche überhaupt ist nicht für sich selber da, sie ist kein Selbstzweck. Kirche ist Mittel. Ihr Zweck ist der Mensch. Kirche hat einen Auftrag. Sie hat sich in den Dienst am Leben- und Glaubenkönnen der Menschen zu stellen. „Leben – wie geht das?“, so hat der frühere Aachener Bischof Klaus Hemmerle (1929-1994) gefragt, so fragen Seelsorgende sich selbst und so fragen sie die Anderen, denen sie Seelsorgende sein wollen. Die Frage nach dem Glauben ist ohne die Frage nach dem Leben nicht beantwortbar. Personale Identität und Integrität, berufliche Bildung und Professionalität, kontextuell-kulturelle Zeitgenossenschaft – sie alle bewähren sich für die Seelsorgenden im Letzten und Tiefsten im Suchen, im gemeinschaftlichen Entwickeln und im Vorschlagen von Antworten auf diese Frage: Leben – wie geht das? Der Auftrag von Seelsorge reicht vom Einzelnen bis zum Universalen. Ihr Blick geht von innen nach außen und von außen nach innen. Ihr Risiko ist, verletzt zu werden. In dem Lehrbrief „Personal-seelsorgliche Kompetenzen“ von Dr. Martin Pott geht es darum, welche Grundlagen von Seelsorge ausschlaggebend sind, wie in der Seelsorge kompetent gehandelt werden kann, welche Seelsorgekonzeptionen vorherrschen und wie Seelsorge als innovierendes und gründendes Handeln verstanden werden kann. Außerdem werden die Seelsorgebeziehung als psychodynamisches Geschehen, die Entwicklung des eigenen Seelsorgestils sowie die berufliche Psychohygiene beleuchtet.

Organisationale Kompetenzen

Der Lehrbrief „Organisationale Kompetenzen“ (Modul 3.6) behandelt ausgewählte Kompetenzen pastoraler Professionalität, die für kirchliche Akteurinnen und Akteure dauerhaft und verlässlich umsetzbar sind. Der Lehrbriefautor Prof. Dr. Matthias Sellmann, Professor für Pastoraltheologie an der Ruhr-Universität Bochum, legt ausgehend von der Förderung religiöser Selbstbestimmung eine Systematik für kirchliches Arbeiten vor. Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Klärung des Sachverhalts, wie Kirche als Organisation eine hochqualitative Infrastruktur für religiöse Selbstbestimmung bereitstellen und fördern kann. Ausgewählte Kompetenzen pastoraler Professionalität, die diese Infrastruktur für religiöse Selbstbestimmung generieren und die für kirchliches Arbeiten förderlich sind, werden anschließend dargestellt.

Grundlegung des Pastoralbegriffs

In dem Lehrbrief „Grundlegung des Pastoralbegriffs“ (Modul 4.1) von Prof. Dr. Dr. Norbert Mette geht es um ein grundlegendes Verständnis des Pastoralbegriffs unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklung im Zweiten Vatikanischen Konzil. Das Neuverständnis von „pastoral“, wie es das Zweite Vatikanische Konzil eingeführt hat, brachte ein neues Sprechen von „Pastoraltheologie“ mit sich. Im Mittelpunkt steht die Frage nach dem Ziel und den Aufgaben pastoralen Handelns angesichts des jeweiligen soziokulturellen Kontexts, in dem die Menschen leben und in dem die Kirche zu wirken bestrebt ist. Dabei ist für die postkonziliare Pastoraltheologie klar, dass es zum einen nicht bloß um die Praxis der geweihten Amtsträger, sondern des ganzen Volkes Gottes geht, und zum anderen diese Praxis nicht nur auf den kirchlichen Binnenraum beschränkt ist. Damit ist bereits eine erste Aufgabe der Pastoraltheologie umrissen: Sie kann sich nicht von der jeweils ausgeübten Praxis vorgeben lassen, was unter „pastoralem Handeln“ zu verstehen ist, sondern muss den Begriff und die damit gemeinte Sache klären. Während lange Zeit die Pastoraltheologie als bloße Anwendungslehre verstanden und zu einem guten Teil auch so betrieben wurde, hat sie durch Entwicklungen in der theologischen Landschaft einen anerkannten Stellenwert auch als eigene Wissenschaft gefunden.

Missionarisch Kirche sein

Es ist ein Wesenszug der Kirche missionarisch, also gesendet, zu sein, um den Menschen die Frohe Botschaft zu verkünden. Diese zentrale Aufgabe und die damit verbundenen Fragestellungen thematisiert der Lehrbrief „Missionarisch Kirche sein“ (Modul 4.2). Der Lehrbriefautor Dr. Hubertus Schönemann ist Leiter der Katholischen Arbeitsstelle für missionarische Pastoral (KAMP) der Deutschen Bischofskonferenz und beschäftigt sich mit Grundfragen der Glaubensverkündigung und Glaubenskommunikation. Der Lehrbrief zeigt ausgehend vom Missionsbefehl Jesu wichtige Stationen der Entwicklung des missionarischen Paradigmas durch die Geschichte des Christentums hindurch auf. Um in der Welt von heute missionarisch Kirche zu sein, ist es notwendig, theologische und soziologische Grundlagen zu verstehen. Vor diesem Hintergrund analysiert der Lehrbrief die Sendungsorientierung der Kirche in der Vielfalt pastoral-praktischer Orientierungen.

Das Team von Theologie im Fernkurs