Buchvorstellung "Begegnung mit Christen im Heiligen Land"

Ein etwas anderer Israel-Reiseführer

Johannes Zang, Begegnungen mit Christen im Heiligen Land. Ihre Geschichte und ihr Alltag, Würzburg (Echter) 2017, 144 Seiten. Durchgehend vierfarbig gestaltet, mit zahleichen Farbfotos € 14,90 (D), ISBN 978-3-429-04337-7 

Es gibt zahlreiche Reiseführer für Israel/Palästina. Oft wird direkt eine Pilgerreise in den Blick genommen. Dann handelt es sich um einen Reiseführer ins „Heilige Land“. Der Autor Johannes Zang, der ca. 10 Jahre in Israel lebte und in dieser Zeit nach eigenen Angaben fast 50 Reisegruppen auf Pilgerfahrten begleitete, hat beides im Blick: das Land Israel und das oft schwierige Zusammenleben von Israelis und Palästinensern sowie das „Heilige Land“ mit religiös bedeutsamen Orten als Ziel von Pilgerreisen. Hinzu kommt aber noch ein dritter Aspekt, der das Buch vor allem lesenswert und eigenständig erscheinen lässt: Zang beleuchtet das christliche Leben in der Region.  Auf die selbst gestellte Frage im Vorwort „Was will dieses Buch?“ schreibt Zang: „Es will zum einen über den Reichtum der etwa 50 Kirchen des Heiligen Landes informieren, über ihre Besonderheiten, Nöte und Hoffnungen. Zweitens will es Christen und christliche Einrichtungen und Initiativen porträtieren. Drittens möchte das Buch praktische Handreichung sein für […] alle, die eine Heilig-Land-Reise planen […].“ Insbesondere die ersten beiden Aspekte sollen kurz beleuchtet werden.

Die ersten, knapp 30 Seiten betrachten die Vielfalt der christlichen Gruppen und Bekenntnisse, die in Israel zu finden sind, und es wird auf die geschichtlichen Hintergründe bzw. aktuelle Lage eingegangen. In Form von „acht Wunden“, z.B. „Die Wunde des israelisch-palästinensischen Konflikts“ wird gezeigt, wodurch die aktuelle Lage bestimmt ist und wie es dazu kam. Zu den „Wunden“ zählt auch die stetig schrumpfende Zahl von Christen vor Ort. So schreibt Zang warnend: „Wird der aktuelle Auswanderungstrend nicht gestoppt, könnte die einheimische palästinensische Christenheit zwischen 2020 und 2040 tatsächlich aussterben.“ In Jerusalem macht der Anteil der palästinensischen Christen gerade einmal noch ein Prozent der Stadtbevölkerung aus.

Im zweiten, größeren Teil (von Seite 29 bis 93) werden zahlreiche Gelegenheiten entfaltet, bei denen man den verschiedenen christlichen Gemeinschaften begegnen kann, sei es durch Gottesdienste, an Festtagen oder in Einrichtungen, z.B. das von der Caritas geführte Kinderkrankenhaus in Bethlehem, welches auch Besuchsziel auf der Israel-Studienfahrt von Theologie im Fernkurs im Jahr 2018 gewesen ist.

In die Beschreibungen werden immer wieder (rot markierte) Expertentipps eingebunden, so z.B. der Hinweis, dass man sich eine halbe oder ganze Nacht in der Grabeskirche einschließen lassen könne, einschließlich Anmeldegelegenheit und E-Mail-Adresse. Es werden aber auch Initiativen vorgestellt, die den Besuch von eher ungewöhnlichen Zielen ermöglichen. Hebron, so schreibt Zang, solle man am besten mit CPT (Christian Peacemaker Team) oder dem Programm EAPPI (Ecumenical Accompainment Program in Palestine and Israel) erkunden.

Der dritte Teil des Buches ist mit „Wie plane ich eine Reise?“ überschrieben und enthält neben wertvollen Hinweisen für die Planungsphase auch ausgearbeitete Routenvorschläge, aufgeteilt nach Reisetagen.

Den Abschluss bildet ein Register mit „Begegnungs- und Besuchsmöglichkeiten auf einen Blick“ sowie Literaturempfehlungen und zwei Karten.

Johannes Zang ist ein lesenswertes, informatives und immer noch (als Reiseführer) handliches Buch über Israel/Palästina gelungen, welches neben den Reise- und Pilgerinteressen vor allem die Situation der Christen im Land betrachtet und mit zahlreichen Vorschlägen dazu einlädt, diesen Menschen zu begegnen. Denn das lehrt nahezu jede Reise: Ein Land lernt man über und mit den Menschen kennen, die dort leben.

Sehr empfehlenswert!

Martin Ostermann